Donnerstag, 8. Dezember 2011

Dunkles Tal und gesüßter Tee

Momentan bin ich scheinbar wieder in einer Phase, wo ich mich am liebsten in meinem Zimmer einschließen und von der Welt nichts mehr hören oder sehen will; und ich mag sie gar nicht mal mehr betreten.
Alles, was ich in die Hand nehme, geht schief und jeder Fehlschlag katapultiert mich wieder in diese Stimmung, in der ich mich wälze.
Wenn ich mal lache, dann habe ich ein schlechtes Gefühl, ein schlechtes Gewissen, ganz so, als ob ich nicht lachen dürfe, einfach deswegen, weil ich so viel falsch gemacht habe. Sehe ich etwas Lustiges, kann ich nicht drüber lachen. Und wenn ich doch lache, weil etwas lustig war und es zu lachen war, kann ich nicht mehr aus vollem Herzen lachen wie ich es sonst immer tat.

Seufzend gestehe ich mir ein, dass nicht ich das bin und irgendwie doch. Alle sehen immer die immer Fröhliche, Lachende ... und doch sieht es bei mir innen drin manchmal ganz anders aus. Habe ich Sorgen, versuche ich sie nicht zu zeigen, was aber oft genug bei Jenen scheitert, die mich nur allzu gut kennen, bei allen anderen funktioniert es wundersamerweise. Seit ich denken kann, sagen so viele, wie stark ich doch sei und tapfer, aber das von ich gar nicht, genauso wenig wie ich ein so guter Mensch bin wie auch alle immer von mir sagen.
Wie kann man sich da so sicher sein, wenn man gar nicht weiß, wie es im Innern des Anderen aussieht? Wobei, vielleicht ist es diese komische Menschenkenntnis die die anderen das denken lässt und von der ich behaupte, dass ich sie besitze.

Sei es wie es sei, derzeit gehe ich durch ein sehr, sehr tiefes Tal ... Hol mich doch bitte einer hier heraus!
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Und ein paar Tage später sieht es schon wieder anders aus *seufz*
Mittlerweile geht es besser, einige Herausforderungen sind gelöst, einige stehen noch bevor, aber mir ist wieder klar geworden, dass es so, wie es derzeit läuft, einfach nicht weitergehen kann. Mehr Ordnung und Organisation benötige ich in meinem Leben, wie ich sie in Taizé hatte, das hat mir damals schon immer sehr gut getan. Natürlich kann ich nicht alles darauf schieben, dass alles besser werden würde, ist meine bessere Hälfte erst einmal bei mir eingezogen, aber trotzdem bin ich der Meinung, dass ein ganz großer Part von diesem Faktor abhängt.

Obwohl es mir nun besser geht, ist immer noch ein kleiner, bitterer Nachgeschmack dabei wenn ich lache. Löschen wir ihn aus, indem wir eine Tasse mit Honig gesüßtem Tee trinken, dann ist auch die letzte Bitterkeit dahin :-)

Freitag, 2. Dezember 2011

Ist der Ruf erst einmal ruiniert ...

... lebt es sich ganz ungeniert.

So erlebe ich meinen Alltag allzu oft.

Viele Menschen die mir in meinem Leben auf der Straße und irgendwo anders begegnen haben feste Erwartungen von einem Menschen mit einer Behinderung: Wenn er eine körperliche Behinderung hat, muss er auch eine geistige Behinderung, also kognitiv eingeschränkt wie es ja nun politisch korrekt wäre, haben. Dementsprechend verhalten sich auch die Menschen mir gegenüber allzu oft.
Lernen sie mich hingegen zuerst als "normalen" (was ist schon normal?) Menschen kennen und sehen danach meine Behinderung, sind sie so überaus irritiert, dass sie sich nicht mehr zu helfen wissen als einfach zu gehen oder mich darauf anzusprechen. Bei wildfremden Menschen bin ich dann kurz angebunden oder sage, dass es eben einfach so sei, bei Menschen, die ich aber nun eine Weile kenne (und mag!) bin ich offener und auch ehrlich (sieht man davon ab, dass ich froh bin, dass man mich fragt), was das angeht. Neugierde kann einem ganz schön im Kopf stecken und bisher ist mir eigentlich kaum jemand begegnet, dem es nicht so ergangen ist. Jedoch, dass gestehe ich, führe ich manchmal eine Situation herbei die es meinem Gegenüber ermöglicht, die Chance zu ergreifen und mich nach meiner Behinderung zu fragen, ganz einfach aus dem Grund, weil es bisher meine Erfahrung war, dass es für manche um einiges leichter war mit mir zu kommunizieren, weil sie nun Bescheid wussten. Bei manchen spielt einfach die Angst mit, mich zu verletzen oder Ähnliches, was ich ihnen auch nicht verüble. Deswegen hilft es manchmal sehr, wenn man einen Eisbrecher an Land zieht und das Eis mit diesem bricht und klar macht: Hey, du kannst mich nicht verletzen. Ich kenne dich und mir ist bekannt, was für ein Mensch du bist. Trau dich ruhig zu fragen und zu sagen, was dir in den Kopf kommt, wenn es mir nicht passt, dann sage ich das klar heraus.

Stop, ich komme schon wieder mehr oder weniger vom Thema ab. Anlass zu diesem Beitrag waren eigentlich mehrere Gegebenheiten, die aufeinander folgten.
Zuerst eine bestimmte Situation im Bus, die ich dann später in der Uni meiner Kommilitonin und meiner Freundin erzählte, woraufhin (endlich!!) die Frage aufkam, warum ich eigentlich solche Hände habe. Irgendwie war mir danach, darüber ein wenig zu schreiben, schließlich passiert nicht jedem sowas und wenn man eine Behinderung hat, mag man die Welt manchmal doch mit anderen Augen betrachten. Letztlich war ich froh, dass wir diesen Punkt gemeinsam aus dem Weg geräumt hatten :-)
Es ging darum, dass ich im Bus saß und es noch viele freie Plätze gab. Ich sitze manchmal recht ungern neben jemandem, da mich die Leute oft genug anstarren und das mag ich nicht. Einmal länger hinsehen um zu gucken: "Oh, was ist denn das? Das sieht irgendwie anders aus!" ist für mich vollkommen in Ordnung, aber das Starren ist mir dann doch nicht mehr recht, auch wenn ich es nachvollziehen kann. Rollstuhlfahrer würde ich auch ganz gerne länger mal beobachten, aber aus einem ganz anderen Grund, den wohl viele bewegt, genau das zu tun: Ich bewundere, wie geschickt sie mit ihrem Porsche sind! Eine meiner Freundinnen sitzt im Rolli und sie hat einen unglaublichen Gleichgewichtssinn. Was für sie Alltag ist, ist für mich eine Kunst. So wird es aber wahrscheinlich manch anderem gehen, wenn sie oder er mich betrachtet: Wie kommt die mit ihren Händen / Fingern eigentlich zurecht? Kann die überhaupt alles? Und so weiter, und so fort ...
Tatsächlich sind die Ringe in der Sporthalle für mich ein Hindernis, ich kann sie mit meiner rechten Hand nicht ausreichend greifen, ansonsten fällt mir nichts ein, was ich nicht könne ... Ach ja, gerade fällt mir ein Spruch ein, den mal jemand zu mir sagte, als ich gerade Origami (japanische Papierfaltkunst) machte: "Und da sage einer mal, dass sie behindert sei!" Das Grinsen wollte danach nicht mehr aufhören.

Zurück zum Thema, von dem ich ständig abkomme:
Ich saß also im Bus und um mich herum waren ganz viele Plätze frei. Da stieg eine etwas fülligerere Dame ein und ... setzte sich neben mich. Ich, obwohl ein schmales Handtuch, wurde dennoch ganz schön eingeengt und rückte bis ganz an die Buswand ran, was nicht half. Vorweg: Ich habe absolut nichts gegen übergewichtige Menschen, es gibt genügend, die nichts dafür können, weil es einfach erblich oder krankheitsbedingt ist oder irgendwelche Medis machen das. Dennoch entzieht sich mir der Sinn, warum sich diese Frau ausgerechnet neben mich gesetzt hatte, obwohl so viel Platz war und ich nicht einmal in der Nähe der Tür saß. Zu allem Überdruss ging ein so starker Schweißgeruch aus und noch etwas anderes, dass mir anders wurde. Was sollte ich nun also tun? Wenn ich aufgestanden wäre und mich woanders hingesetzt hätte, wäre ich auch nicht besser wie die anderen gewesen, die es wegen meiner Behinderung tun und vor allem wollte ich die Dame auch nicht kränken. Da kam mir eine Idee: Warum nicht das nutzen, wie andere auf mich reagieren? Mit Verwunderung und Ablehnung nämlich meistens.
Also habe ich ganz offensichtlich meine Hände zur Schau gestellt und gewartet, dass die Dame diese sieht, was auch augenblicklich geschah. Danach habe ich sie weggenommen und gewartet, aber nichts geschah. Oh Wunder! Gut, dann also zweite Taktik. Ich fing an leicht zu zucken. Nach etwa einer Minute entschuldigte ich mich und sagte, dass ich das manchmal phasenweise habe und nichts dafür könne. Dieser Dammbruch des Schweigens nahm sie dann wohl als Stichwort und setzte sich woanders hin.
Es mag dreist klingen und ich solle mich nicht wundern, wenn andere denken, dass körperlich Behinderte aus geistig einen weg hätten, aber mich würde interessieren, wer in meiner Situation sich einfach woanders hingesetzt und damit die Dame gekränkt hätte? Wieviele hätten geschwiegen und den Ärger in sich hineingefressen? Und wievielen hätte es nichts ausgemacht, im warmen Bus im Schweißgeruch neben einem heizenden Körper eingequetscht zu sein?

Mittwoch, 23. November 2011

Es lebt ...

Das Bafögamt lebt tatsächlich noch.

Neulich habe ich Nachricht bekommen, dass ich doch bitte noch einige Dinge nachreichen solle; zum Beispiel meinen Mietvertrag, der aber bereits vorliegt sowie mein Prüfungszeugnis, was ebenfalls vorliegt. Da ich den ganzen Bürokram kenne, da ich ja selbst eine Ausbildung in diesem Feld gemacht habe, habe ich einfach den Vermerk gemacht, dass diese Unterlagen bereits vorlägen. Meistens ist es für eben solche hinterm Schreibtisch anstrengender, abermals einen Brief zu schreiben, in dem aufgefordert wird, den Mietvertrag nachzureichen, da man den dann ja auch noch ausdrucken, eintüten UND in den Postausgang packen muss, dass die meisten doch eher sich einmal umdrehen, den Schrank öffnen und den Personenfall hervorziehen und nachschauen, ob dem wirklich so ist... keine Schreiberei, keine Eintüterei, nichts. Einfach nur einmal angeklickt, dass er da sei und fertig.

Heute habe ich alle Nachreichungen abgegeben; wobei ich den Antrag auf Familienversicherung am meisten gefürchtet habe, denn ich dachte, das wird alles lange dauern, ob ich denn wirklich wieder berechtigt sei, so und so versichert zu sein. Aber nein! Ich bin direkt zur örtlichen Niederlassung gedackelt, habe den Antrag abgegeben und sofort meine Bescheinigung erhalten, dass ich familienversichert sei! Magnifique!

Nun muss nur noch abgewartet werden, ob das Bafögamt zufrieden ist und mir mein Geld genehmigt... und dann kommt hoffentlich bald auch das Kindergeld bzw. hoffentlich eine Zusage für das Kindergeld bei mir an, die Immatrikulationsbescheinigung lag immerhin schon bei. Dann bin ich erst einmal halbwegs sorgenfrei fürs Erste; bis ich im Januar dann meinen nächsten Bafögantrag für das kommende Semester stellen darf :-D Immerhin weiß ich nun, wie man das macht, was es zu beachten gilt und so weiter; nur der aufwändigerere Papierkram aufgrund von persönlichen Gegebenheiten ist ein wenig nervig, da ich ständig etwas bestätigen werde müssen, was eh nicht zu ändern ist... deutsche Bürokratie *seufz*

Jetzt geht es erstmal ans Aufräumen, später dann zum Taizegebet und zum Abschluss des Tages ans Lernen :-)

Samstag, 12. November 2011

Chinesisch und solche Sachen

Mittlerweile ist es ja nun seit einem Monat so, dass ich Studentin bin - wow! Ein Monat! Diese Zeit hat sich irgendwie ganz anders verhalten, als ich es kannte. Langsam und gleichzeitig schnell irgendwie, nur dass es nicht ZU schnell war. Der Rückblick ist es, der mich die Woche so wahrnehmen lässt, als sei sie langsam vorbeigezogen. Dennoch: Das ist ein Tempo, von dem ich denke, dass es richtig sein kann. Während meiner Ausbildung wollte ich immer nur flüchten, flüchten und nochmals flüchten, der Zeit davonrennen, damit sie schnell vorbei ist. Jetzt jedoch möchte ich einfach mit der Zeit gehen und in der Zeit spazieren, was mir tatsächlich schon ein wenig gelingt.
Trotz der vielen Herausforderungen (Anmerkung: Probleme sind bei mir Herausforderungen, keine Probleme!) und Ärgernisse mit denen ich derzeit am Boxen bin, denke ich, dass ich zumindest mit Chinesisch eine sehr, sehr gute Wahl getroffen habe; mit Skandinavistik bin ich immer noch uneins. Zudem kommt hinzu, dass ich mich zu meinen China-"Mitschülern", ach nein, man nennt sie ja jetzt Kommilitonen, mehr hingezogen fühle als zu jenen aus meinem Skandinavistikfach. Die Leute sind einfach ganz anders, lockerer und freundlicher drauf, man kommt mit ihnen viel besser ins Gespräch und man wird gegrüßt, wenn man sich sieht; in der Skandinavistik ist das nicht wirklich so, sieht man von einigen Ausnahmen ab.

Gestern ist die Japanwoche an unserer Universität zu Ende gegangen mit einem wahrlich schönen Nachmittag und Abend. Es gab Grüntee für alle (aus dem Yamamichi) und Sushi, Reisnudelsalat, Spinatsalat mit Sesampaste und Misosuppe (aus dem Takanoha Acacia) für alle und das auch noch gratis. Der Grüntee war ein Traum, es gibt kaum einen besseren Einstieg in die Welt des Grüntees für Neulinge, die noch keinen "echten" Grüntee kennen als den, den wir da bekommen haben (eine Packung kostet etwa 35€!). Das Sushi war gewohnt astrein und "echt", immerhin kam es vom Acacia, einem japanischen Familienbetrieb mit erstklassiger Küche. Es lohnt sich, dort ab und an einen Besuch abzustatten, da es einfach grandios ist. Sprich, die Verpflegung (sieht man vom Geschirr ab) kam einer Vier-Sterne-Küche gleich, für die Zeit zwischen den Schnupperkursen gab es so unheimlich leckere Nori-Reisirgendwas-Wasabi Snacks, wo ein Tütchen von 75g schon 8,50€ kostet. Leider haben die nicht so einen großen Anspruch gefunden, außer von einem meiner Sinologiekommilitonen und mir und den anwesenden Japanern. Blieb eben mehr für uns, war auch ganz nett :-)

Trotz all der schönen Erlebnisse und der schönen, familiären Atmosphäre im Sinologieinstitut und während der Vorlesung dort (man kann es besser Unterricht als Vorlesung nennen), bin ich doch im Unreinen mit mir derzeit. Kein Bafög, das wird nachgezahlt irgendwann und keine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Derzeit weiß ich nicht, wie es weitergehen soll, die Stadt sagt einfach, "da können Sie eben nicht studieren" und das wiederum lasse ich mir nicht sagen. Ich wollte schon immer studieren, mit den Chinastudien habe ich jetzt mehr mehr als weniger etwas gefunden, was mir liegt und Spaß macht und womit ich später doch in einem anderen Beruf arbeiten kann als ich gelernt habe. Außerdem lerne ich noch obendrein Japanisch an der Uni, was mir ebenfalls eine sehr große Freude bereitet.
Diese ganze Geschichte bereitet mir wortwörtlich Bauchschmerzen und ich bin ratlos. Was soll nur werden? Die zuständigen Stellen sind nicht erreichbar und rufen einen auch nicht zurück, wenn man seine Rufnummer für Notfälle hinterlässt. Herrlich.

Ich werde mich wohl irgendwie durchbeißen müssen, mit meiner Vermieterin reden und alles... mal sehen, was es die nächsten Monate bringen wird.

Dienstag, 1. November 2011

"Freunde sind wie Sterne...

... sie sind da, auch wenn du sie nicht siehst."

Keinerlei Ahnung habe ich, warum dieses Thema in letzter Zeit so eine große Rolle in meinem Leben spielt; naja, vielleicht auch doch, weil es mir so präsent ist in den letzten Wochen und Monaten.

Letztlich weiß ich dennoch nicht, wie ich meinen Beitrag verfassen soll. Mir kommt spontan noch in den Sinn, dass man lieber wenige, enge Freunde anstatt viele, lockere Bekannte haben sollte. Und, das muss ich sagen, da ist wirklich nicht nur etwas Wahres dran. Was sind schon lockere Bekannte, die ich so eben kenne, wenn ich mit ihnen nicht über persönlichere Sorgen sprechen kann? Wenn ich nicht offen sein kann, weil ich nicht weiß, ob mein Geheimnis bei ihnen sicher ist?

Freunde sind das größte Geschenk auf Erden, das wird mir immer und immer wieder deutlich und ich kann nicht sagen, wie froh ich bin, die Freunde zu haben, die ich habe.

Früher hätte ich es nie für möglich gehalten, überhaupt Freunde zu haben. Als ich welche hatte, war ich ihnen skeptisch gegenüber, ob sie es auch ehrlich mit mir meinten, da ich immer nur enttäuscht worden bin vorher. Manches hielt an bis es dann irgendwann doch eingeschlafen ist. Mittlerweile hat eine eingeschlafene Grundschulfreundschaft mich gefunden und wir schreiben uns von Zeit zu Zeit mal eine Nachricht; immerhin etwas! Meine damalige beste Freundin ist irgendwie spurlos verschwunden, nachdem unser Kontakt nachgelassen hat, haben wir nichts mehr voneinander gehört, das ändert nichts daran, dass ich sie irgendwie schon vermisse, sie geht mir nicht aus dem Kopf. Vielleicht sollte ich einen abermaligen Anlauf an ihre alte Adresse wagen, entweder der Brief erreicht sein Ziel oder er tut es nicht. Was kann ich dabei verlieren? Nichts.

"Freunde sind wie Sterne, sie sind da, auch wenn du sie nicht sehen kannst."- Die Freunde, die ich habe, auf die bin ich stolz. Egal, was ist, ich kann auf sie zählen, jederzeit, an jedem Ort. Bedingungslos, ich stelle es nicht in Frage.
Wenn ich krank bin, dann kommen sie, um mich aufzuheitern. Bin ich traurig, hören sie mir zu. Sprühe ich vor Freude, so freuen sie sich mit. Erzähle ich ihnen etwas, so hören sie zu und behalten es für sich. Was wünscht man sich da mehr?

Genauso möchte ich für sie da sein, denn die Fähigkeit, aneinander zu vertrauen, ist so unendlich wertvoll in unserer Zeit! Die Zeit rast, es wird immer mehr von uns verlangt, da verlieren wir uns und unseren Weg nicht allzu selten. Dann sind die aber da, unsere treuen Sterne, die wir nicht immer sehen, aber doch da sind.
Gibt es eigentlich einen Tag der Freundschaft? Falls nicht, er wäre es wert zu existieren! Freundschaft ist es, die uns neben der Liebe durch das Leben trägt, die Fehler verzeiht und sie auch oftmals ausbessert.

Ich weiß nicht, wo ich heute wäre, wäre da nicht meine bessere Hälfte und meine Freunde gewesen. Hätte ich mich dazu aufgerafft, ein Studium zu beginnen? Oder hätte ich mich einfach treiben lassen und wie eine Maschine dumpf vor mich hin gearbeitet? Hätte ich mir selbst Arbeit gesucht? Oder hätte ich eine neue Ausbildung begonnen, weil ich meines erlernten Berufes überdrüssig war? Wenn, hätte... was sind das bloß nur für böse Wörter? Man sollte sie aus unserem Wortschatz streichen! Wenn mich nicht jeder dazu ermuntert hätte zu studieren, dann hätte ich mich vielleicht auch nicht getraut, obwohl ich es dringend wollte.

Was soll's, ein Hoch auf die Freundschaft, eines unserer kostbarsten Güter! Ich liebe die Freundschaft!

Sonntag, 23. Oktober 2011

Last-minute Studium

Seit dem 10. Oktober studiere ich nun, seit Samstag habe ich sogar die offiziellen Papiere, dass ich Studentin sei, allerdings fehlt mir noch immer mein Studentenausweis. Aber das macht ja nichts. Hauptsache, das Semsterticket ist endlich eingetrudelt, damit ich es beim AStA abgeben kann, um mein Geld dafür zurück zu bekommen.
Sei es wie es ist: Ich bin nun offiziell Studentin.

Warum aber nun die Überschrift?
Weil sie, wie ich denke, recht zutreffend ist zu dem, was ich gemacht habe. Meine Studienfächer sind zulassungsfrei gewesen und es war auch schon lange nach der Bewerbungsfrist für die zulassungsbeschränkten Studiengänge. Mein eigentlicher Plan war Psychologie. Das Problem: Mein Durchschnitt hat längst nicht ausgereicht, um sofort zugelassen zu werden. Fakt ist ja leider, dass ich oft krank war und es auch immer noch öfters bin, auch gerne mal für länger. Dadurch habe ich viel Stoff verpasst. Was hilft also hierbei? Richtig, ein Härtefallantrag. Den habe ich auch brav gestellt mit einer Bescheinigung von meinem Facharzt, dass ich auch wirklich krank sei... Nur teilte man mir dann mit, dass diese nicht ausreiche, ich bräuchte schon ein richtiges Gutachten. Gesagt, getan. Ich habe nochmals bei meinem Facharzt angerufen, wo man mir direkt einen Termin zuteilte und da zerplatzen dann meine Träume. Ein Gutachten koste mehrere hundert Euro.
"Wie bitte?", fragte ich da.
"Es gibt natürlich unterschiedliche, aber ich möchte von der Universität genau wissen, was die haben wollen. Eher stelle ich Ihnen kein Gutachten aus. Es ist nur verschwendete Zeit, wenn da Dinge reinkommen, die sie gar nicht benötigen. Dabei fragen Sie doch bitte gleich an, wer die Kosten übernimmt."
Gesagt, getan die Zweite.
Beim Anruf an der Uni habe ich auch brav alles mitgeschrieben, was die wissen wollen. Dummerweise hatte ich aber erst am frühen Freitag Nachmittag jemanden an der Uni erreicht, sodasss ich bis Montag warten musste, um es meinem Arzt mitteilen zu können. Was ich jedoch am Montag erfahren hatte, enttäuschte mich doch sehr: Mein Facharzt war für eine nicht unerhebliche Zeit in Urlaub gefahren! Das hieß für mich, dass das Attest nichteinmal spätestens zur Nachreichung hätte da sein können. Was also tun?
Am Montag nachmittag nahm ich so den Hörer in die Hand, rief abermals in der Uni an und teilte ihnen meine Situtation mit; wofür ich überhaupt kein Verständnis erhalten habe. Ich war vier Monate krank, den letzten davon verbrachte meine Wenigkeit im Krankenhaus. Selbst dafür, trotz meiner sofortiger Bemühungen bekam ich keinerlei Verständnis. Ich müsse abwarten, vielleicht reiche es dem Verantwortlichen ja doch ...
Während ich ziemlich pünktlich die erwartete Absage für das normale Verfahren erhalten habe, ließ der Bescheid, wie nun über den Härtefallantrag entschieden wurde, mächtig auf sich warten. Der Grund trudelte dann auch seeeehr spät ein: Ein kleines Plastiktütchen mit einem unglaublich zerfledderten Briefumschlag und nicht weniger zerfleddertem Inhalt hielt Einzug in meinen Briefkasten: Es war der Ablehnungsbescheid für meinen Antrag. Trotz nur teilweiser Erwartungen oder Hoffnungen war ich sehr enttäuscht. Was nun? Was nur tun? In meinem erlernten Beruf wollte ich auf Biegen und Brechen nicht mehr arbeiten, die drei Jahre haben nicht nur gereicht, sie haben mich krank und bitter, genervt gemacht und an den Rande des Ausbrennens gebracht. Nach der Arbeit wollte ich nur noch nach Hause, am Wochenende dort bleiben und niemanden sehen. Fragte mich Jemand, ob ich Zeit für diese Person habe, fühlte ich mich gleich genervt und unter Druck gesetzt. Allen wollte ich es recht machen und gleichzeitig von niemandem etwas wissen. Und doch hat es mir jedes Mal gut getan, meine Freunde zu sehen und mit ihnen zusammen zu sein.

Was blieb mir übrig? Umziehen wollte ich einerseits aus familiären Gründen nicht, andererseits war da auch meine bessere Hälfte, mit der ich zusammenziehen wollte sowie meine Freunde. Ein Umzug in eine andere Stadt hätte mich einer weiteren Konstanten in meinem Leben beraubt, die ich doch so bitter nötig hatte. Eine neue Ausbildung oder ein Studium in einem zulassungsfreien Studiengang waren die Wahlmöglichkeiten, da bei Letzterem die Frist noch nicht abgelaufen war. Eine Ausbildung zu jenem Zeitpunkt noch zu finden war aber ein Ding der Unmöglichkeit, sodass wirklich nur ein Studium übrig geblieben ist, wobei die Fächerwahl letztlich selbstverständlich auch begrenzt war. Am Ende sind es die Chinastudien und die Skandinavistik geworden. China, weil mich das sowieso schon immer interessiert hat und ich mit der chinesischen Sprache eine neue Herausforderung für meinen Kopf und mich gefunden habe. Derzeit lernen wir tatsächlich "nur" Chinesisch, weil die Sprache eben sehr wichtig ist, der Rest, also Kultur und dergleichen, kommt erst mit den folgenden Semestern. Immerhin: Insgesamt 8 Stunden die Woche lernen wir Chinesisch, davon sind 4 Neues erlernen und 4 Sprachpraxis, in der wir das Erlernte anwenden und auch ein bisschen Neues lernen.
Für Skandinavistik habe ich mich entschieden, weil mein Kumpel im Schwedischkurs sitzt, den ich auch Besuche. Und es so das einzig weitere Fach war, was mich interessierte. Außerdem wohnt eine Freundin von mir in Schweden, mit der möchte ich mich unterhalten können.

Was aber kann man mit diesen beiden Fächern anstellen? Vieles eigentlich, mit meiner Vorbildung überraschenderweise sogar noch viel mehr: Presse, Diplomatie, Vermittlung der Kulturen, Organisationen, Einkauf, Touristik... etc. pp.

So im Nachhinein denke ich, dass da Jemand die Hand mit im Spiel hatte, sodass ich nicht angenommen worden bin für Psychologie, was ich ja nach Aussage der Verantwortlichen der Uni sogar hätte werden sollen. Ich denke, da wollte mich Jemand vorm Unglücklichwerden schützen und auf einen anderen Weg schubsen. Im Nachhinein sagen mir einige, dass es gut war, dass ich nicht für das Fach genommen worden bin, es hätte mir nicht gut getan, wo ich doch an meinem eigenen Los zu knabbern habe. Jetzt bin ich glücklich, die Leute in meinem Chinesischkurs sind wirklich toll und nett und ich bin, abgesehen von der WG, so glücklich wie schon lange nicht mehr, sieht man von der Zeit ab, wo ich krank geworden bin und nicht mehr in die Firma musste. Die Abbrecherquote bei Chinesisch liegt oftmals bei 90%, da hoffe ich, dass vor allem Jene, mit denen ich mehr oder weniger bereits Freundschaft geschlossen habe, zu den übrigen 10% gehören; mich eingeschlossen. Den anderen drücke ich natürlich auch die Daumen.

Also vertraue ich jetzt dem lieben Gott und meinem Leben, dass beide wissen, was sie tun und wohin sie mich führen. Ich habe schonmal gehört, dass jemand etwas ganz anderes geworden ist, als er wollte und damit sehr glücklich wurde. Vielleicht trifft es ja dann auch auf mich zu :-)

Sonntag, 20. März 2011

Weltschmerz und andere Belanglosigkeiten

Eines der Vorteile, das auch gleichzeitig ein Nachteil der Grippe ist, dass man Zeit hat nachzudenken. Viel nachzudenken. Man kommt auf Gedanken, zu denen man sonst keine Zeit hat oder die man schlicht und ergreifend im Trubel des Alltages einfach nicht weiterverfolgen kann.
Heute ist einer dieser Tage, an denen ich mir bewusst werde, was für ein ödes Leben ich doch führe. Ein gutes oder besseres im Vergleich zu anderen nach wie vor, lassen wir diese aber jetzt außen vor und betrachten es nur aus meiner Perspektive. Also: Ich habe ein ödes Leben.

Das ist mir heute mehrmals klar geworden, aber genauso oft habe ich mich auch gefragt, was mich überhaupt glücklich macht im Leben. Das wurde dann schwieriger.
Ich kam aber erstmal zu folgendem Ergebnis:

- Meine Freunde (das schließt meinen Freund mit ein)
- Meine Oma
- Musik
- Freiraum, den ich selbst gestalten kann

Mehr ist da eigentlich nicht. Dafür ist auf der "Was macht mich unglücklich"-Seite viel mehr:

- Meine Arbeit
- Meine Schule
- Meine Umgebung
- Meine Mitbewohnerin
- Ich
- Mein Kram
- Meine Unentschlossenheit
- Angst vor Entscheidungen
- Überdruss, keine Zukunftsperspektive zu finden
- Mein Leben
- Meine Stimmungsschwankungen
- Die langen Arbeitszeiten
- ...

Da sind noch ein paar mehr Punkte, die mir aber nicht mehr einfallen. Besonders heute war ich mal wieder ziemlich traurig, was andere als depressiv vielleicht einstufen würden, aber so schlimm war es nicht. Nachdenklich kann man vielleicht sagen. Sehr nachdenklich. Bei einigen Sachen dachte ich mir, dass ich mir darüber klar geworden bin, aber dessen bin ich mir nicht so sicher.
Einige der Punkte der letzteren Liste erledigen sich bald von alleine, einen kann ich selbst lösen, wenn ich nur genügend Kraft aufbringe.

Jetzt gerade graust es mir wieder davor, dass meine Mitbewohnerin bald wieder heim kommt...oder sie tut es gerade, das Licht im Hausflur ist angegangen. Ich kann und will sie nicht mehr sehen oder hören, mit ihren ständig blöden Kommentaren und ihrem unangenehmen Geruch. Dann bleibt sie immer so lange auf und sieht dabei lange und laut fern, während ich im Nebenzimmer versuche zu schlafen. Wobei, sie schaut ja nicht wirklich zum Fernsehen hin, sie hat ihn nur nebenher an und spielt dabei Nintendo oder liest. Meinen Laptop habe ich ihr mittlerweile weggenommen, seitdem kann ich auch endlich vor 2 Uhr nachts einschlafen.

Heute war ich das erste Mal seitdem ich die Grippe bekommen habe, wieder draussen. Ein kleiner Spaziergang im Sonnenschein tut doch sehr gut und weckt die Geister. Meine Freundin ist dabei gewesen, meine zuverlässige wohlgemerkt. Die andere habe ich mittlerweile abgeschrieben. Ich sehe sie nicht mehr als meine Freundin an, denn scheinbar war ich ihr wohl nur gut genug, sich über die Trennung über ihren Freund zu trösten, jetzt lässt sie mich links liegen. Damals habe ich das schon geahnt, jetzt ist es Gewissheit; besonders, wo sie einen neuen Freund hat. Solche Leute brauche ich nicht als Freunde, sie tun mir nicht gut. Falls du das hier also lesen solltest: Sorry, aber du bist nicht besser als die anderen vor dir. Und eine Chance bekommst du auch nicht mehr. Du hast sie mehrmals bekommen und mehrmals verstreichen lassen.
Nach dem Spaziergang bin ich noch ein bisschen bei meiner Freundin gewesen, vor allem auch, um mich auszuruhen, weil fit bin ich noch immer nicht.
Das Treffen hat wirklich sehr gut getan und hat mich abgelenkt; vor allem aber bin ich wieder happy :)

Gleich werde ich noch ein bisschen aufräumen oder saubermachen; meine Mitbewohnerin schafft es ja nicht alleine; und selbst wenn man sie daran erinnert macht sie es trotzdem nicht oder äußerst dürftig.

Nun gut, bevor ich all die negativen Gefühle wieder aufleben lasse, schließe ich erstmal meinen Beitrag. Zukünftig möchte ich aber versuchen, regelmäßiger zu schreiben. Das wäre schön, wenn das klappen könnte.

Dienstag, 25. Januar 2011

Behindert Behinderung studieren

Seit längerer Zeit schon schwebt mir das Studium der Heilpädagogik vor.
Dafür habe ich mich dann auch selbstverständlich kundig gemacht, was so die Voraussetzungen sind, um überhaupt aufgenommen zu werden.

Dabei habe ich herausgefunden, dass ein Praktikum meist unabdingbar ist. Ganz abgesehen davon, dass für Fachhochschulen die normalen Richtlinien scheinbar ausser Kraft gesetzt wurden, wie zum Beispiel Wartesemester. Die werden einem einfach nicht angerechnet.
Hingegen achten sie auf den Notendurchschnitt. Während man an Universitäten unter verschiedenen Voraussetzungen sofort angenommen werden würde, gilt dies für die FH mal wieder auch nicht.
Das Interessante hier ist, ist man "behindert" oder wie es nun politisch korrekt heißt: "körperlich eingeschränkt", was wiederum auch nicht wirklich gut auf alle "Behinderten" zutrifft, muss man dennoch ein Praktikum in einer sozialen Einrichtung absolvieren; am besten in einer Einrichtung für körperlich oder geistig (kognitiv eingeschränkte Menschen) Behinderte. Das ist natürlich vollkommen logisch, dass Behinderte, die sich für so ein Studium interessieren, selbst absolut keine Ahnung über ihre Behinderung haben und erstmal so ein "Kennenlern-Schnuppern" erfahren können, um erkennen zu können, dass sie ja eine Behinderung haben, die ihnen scheinbar noch nie aufgefallen ist und mit der sie im Leben auch noch nie zu kämpfen hatten. Alles klar, wissen wir ja Bescheid jetzt!

Schön sind da die Mut machenden Sprechzeiten der Studienberatung. 12 - 14 Uhr, donnerstags z.B. oder auch 08 - 09 Uhr. Alles klar, da hat man selbstverständlich Zeit mal so eben hinzugehen.
Lustig wirds, wenn der Arbeitgeber oder die Berufsschule einen dafür nicht gehen lassen ... vor allem, wie soll man wissen, ob man halbwegs die Zugangsvoraussetzungen hat, wenn man keine Gelegenheit hat, sie zu erfahren? So ist es auch nicht wirklich motivierend, sich auf eine Praktikumsstelle zu bewerben, wenn man nur vielleicht ein paar Voraussetzungen zur Aufnahme erfüllt.

Falls ich wirklich angenommen werden sollte, interessiert es mich schon jetzt, wie meine Mitstudenten auf mich reagieren werden. Wer weiß, vielleicht versuchen sie ja, mich zu therapieren oder mir das Leben zu erleichtern, indem sie mich "betreuen".