Sonntag, 23. Oktober 2011

Last-minute Studium

Seit dem 10. Oktober studiere ich nun, seit Samstag habe ich sogar die offiziellen Papiere, dass ich Studentin sei, allerdings fehlt mir noch immer mein Studentenausweis. Aber das macht ja nichts. Hauptsache, das Semsterticket ist endlich eingetrudelt, damit ich es beim AStA abgeben kann, um mein Geld dafür zurück zu bekommen.
Sei es wie es ist: Ich bin nun offiziell Studentin.

Warum aber nun die Überschrift?
Weil sie, wie ich denke, recht zutreffend ist zu dem, was ich gemacht habe. Meine Studienfächer sind zulassungsfrei gewesen und es war auch schon lange nach der Bewerbungsfrist für die zulassungsbeschränkten Studiengänge. Mein eigentlicher Plan war Psychologie. Das Problem: Mein Durchschnitt hat längst nicht ausgereicht, um sofort zugelassen zu werden. Fakt ist ja leider, dass ich oft krank war und es auch immer noch öfters bin, auch gerne mal für länger. Dadurch habe ich viel Stoff verpasst. Was hilft also hierbei? Richtig, ein Härtefallantrag. Den habe ich auch brav gestellt mit einer Bescheinigung von meinem Facharzt, dass ich auch wirklich krank sei... Nur teilte man mir dann mit, dass diese nicht ausreiche, ich bräuchte schon ein richtiges Gutachten. Gesagt, getan. Ich habe nochmals bei meinem Facharzt angerufen, wo man mir direkt einen Termin zuteilte und da zerplatzen dann meine Träume. Ein Gutachten koste mehrere hundert Euro.
"Wie bitte?", fragte ich da.
"Es gibt natürlich unterschiedliche, aber ich möchte von der Universität genau wissen, was die haben wollen. Eher stelle ich Ihnen kein Gutachten aus. Es ist nur verschwendete Zeit, wenn da Dinge reinkommen, die sie gar nicht benötigen. Dabei fragen Sie doch bitte gleich an, wer die Kosten übernimmt."
Gesagt, getan die Zweite.
Beim Anruf an der Uni habe ich auch brav alles mitgeschrieben, was die wissen wollen. Dummerweise hatte ich aber erst am frühen Freitag Nachmittag jemanden an der Uni erreicht, sodasss ich bis Montag warten musste, um es meinem Arzt mitteilen zu können. Was ich jedoch am Montag erfahren hatte, enttäuschte mich doch sehr: Mein Facharzt war für eine nicht unerhebliche Zeit in Urlaub gefahren! Das hieß für mich, dass das Attest nichteinmal spätestens zur Nachreichung hätte da sein können. Was also tun?
Am Montag nachmittag nahm ich so den Hörer in die Hand, rief abermals in der Uni an und teilte ihnen meine Situtation mit; wofür ich überhaupt kein Verständnis erhalten habe. Ich war vier Monate krank, den letzten davon verbrachte meine Wenigkeit im Krankenhaus. Selbst dafür, trotz meiner sofortiger Bemühungen bekam ich keinerlei Verständnis. Ich müsse abwarten, vielleicht reiche es dem Verantwortlichen ja doch ...
Während ich ziemlich pünktlich die erwartete Absage für das normale Verfahren erhalten habe, ließ der Bescheid, wie nun über den Härtefallantrag entschieden wurde, mächtig auf sich warten. Der Grund trudelte dann auch seeeehr spät ein: Ein kleines Plastiktütchen mit einem unglaublich zerfledderten Briefumschlag und nicht weniger zerfleddertem Inhalt hielt Einzug in meinen Briefkasten: Es war der Ablehnungsbescheid für meinen Antrag. Trotz nur teilweiser Erwartungen oder Hoffnungen war ich sehr enttäuscht. Was nun? Was nur tun? In meinem erlernten Beruf wollte ich auf Biegen und Brechen nicht mehr arbeiten, die drei Jahre haben nicht nur gereicht, sie haben mich krank und bitter, genervt gemacht und an den Rande des Ausbrennens gebracht. Nach der Arbeit wollte ich nur noch nach Hause, am Wochenende dort bleiben und niemanden sehen. Fragte mich Jemand, ob ich Zeit für diese Person habe, fühlte ich mich gleich genervt und unter Druck gesetzt. Allen wollte ich es recht machen und gleichzeitig von niemandem etwas wissen. Und doch hat es mir jedes Mal gut getan, meine Freunde zu sehen und mit ihnen zusammen zu sein.

Was blieb mir übrig? Umziehen wollte ich einerseits aus familiären Gründen nicht, andererseits war da auch meine bessere Hälfte, mit der ich zusammenziehen wollte sowie meine Freunde. Ein Umzug in eine andere Stadt hätte mich einer weiteren Konstanten in meinem Leben beraubt, die ich doch so bitter nötig hatte. Eine neue Ausbildung oder ein Studium in einem zulassungsfreien Studiengang waren die Wahlmöglichkeiten, da bei Letzterem die Frist noch nicht abgelaufen war. Eine Ausbildung zu jenem Zeitpunkt noch zu finden war aber ein Ding der Unmöglichkeit, sodass wirklich nur ein Studium übrig geblieben ist, wobei die Fächerwahl letztlich selbstverständlich auch begrenzt war. Am Ende sind es die Chinastudien und die Skandinavistik geworden. China, weil mich das sowieso schon immer interessiert hat und ich mit der chinesischen Sprache eine neue Herausforderung für meinen Kopf und mich gefunden habe. Derzeit lernen wir tatsächlich "nur" Chinesisch, weil die Sprache eben sehr wichtig ist, der Rest, also Kultur und dergleichen, kommt erst mit den folgenden Semestern. Immerhin: Insgesamt 8 Stunden die Woche lernen wir Chinesisch, davon sind 4 Neues erlernen und 4 Sprachpraxis, in der wir das Erlernte anwenden und auch ein bisschen Neues lernen.
Für Skandinavistik habe ich mich entschieden, weil mein Kumpel im Schwedischkurs sitzt, den ich auch Besuche. Und es so das einzig weitere Fach war, was mich interessierte. Außerdem wohnt eine Freundin von mir in Schweden, mit der möchte ich mich unterhalten können.

Was aber kann man mit diesen beiden Fächern anstellen? Vieles eigentlich, mit meiner Vorbildung überraschenderweise sogar noch viel mehr: Presse, Diplomatie, Vermittlung der Kulturen, Organisationen, Einkauf, Touristik... etc. pp.

So im Nachhinein denke ich, dass da Jemand die Hand mit im Spiel hatte, sodass ich nicht angenommen worden bin für Psychologie, was ich ja nach Aussage der Verantwortlichen der Uni sogar hätte werden sollen. Ich denke, da wollte mich Jemand vorm Unglücklichwerden schützen und auf einen anderen Weg schubsen. Im Nachhinein sagen mir einige, dass es gut war, dass ich nicht für das Fach genommen worden bin, es hätte mir nicht gut getan, wo ich doch an meinem eigenen Los zu knabbern habe. Jetzt bin ich glücklich, die Leute in meinem Chinesischkurs sind wirklich toll und nett und ich bin, abgesehen von der WG, so glücklich wie schon lange nicht mehr, sieht man von der Zeit ab, wo ich krank geworden bin und nicht mehr in die Firma musste. Die Abbrecherquote bei Chinesisch liegt oftmals bei 90%, da hoffe ich, dass vor allem Jene, mit denen ich mehr oder weniger bereits Freundschaft geschlossen habe, zu den übrigen 10% gehören; mich eingeschlossen. Den anderen drücke ich natürlich auch die Daumen.

Also vertraue ich jetzt dem lieben Gott und meinem Leben, dass beide wissen, was sie tun und wohin sie mich führen. Ich habe schonmal gehört, dass jemand etwas ganz anderes geworden ist, als er wollte und damit sehr glücklich wurde. Vielleicht trifft es ja dann auch auf mich zu :-)