Montag, 14. April 2008

Gedanken- und Gefühlswelt

Heute las ich über den Prüfungsstress der Studenten, insbesondere der Medizinstudenten, die ja mittlerweile mehr zu Wissenschaftlern als zu "echten" Medizinern gezüchtet werden. Ihnen wird das Menschsein beinahe sogar abgewöhnt, ihnen wird gelehrt, den Menschen wissenschaftlich zu betrachten, einfach als arbeitende Hülle vielleicht sogar. Die Seele, die Person, die in dieser menschlichen Hülle steckt geht ganz darin unter in der Medizin. Den Medizinern wird in der Universität und in den Büchern nicht gelehrt, auf die Gefühle und die Gedanken des Patienten einzugehen, sondern ihn schnellstmöglich gesund zu bekommen, damit er einerseits schnell wieder arbeiten gehen kann, andererseits um die Betten schnell wieder frei zu bekommen. Wenn die Ärzte zu lange brauchen, dann regelt es die Krankenkasse: Sie dreht kurzerhand den Geldhahn zu...ich weiß, wovon ich spreche...ich habe Studenten, die ich kennen gelernt habe, darüber klagen hören und habe beide Seiten des Patientendaseins erlebt...ich weiß zum Glück mittlerweile, wohin ich gehen kann, bin ich krank. Ich weiß, wohin ich gehen kann, muss ich ins Krankenhaus und ich kann sagen, dass Unikliniken nicht immer die besten sind...besonders hier bei uns.
Aber ich streife vom Thema ab...worauf ich hinauswollte ist der Stress des Lernens. Wenn ich sowas lese in der Zeitung, dann...ja, dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen.
Habe ich wieder mal zu wenig gelernt? Oder rede ich mir das alles bloß ein? Gut, ich mache derzeit ja "nur" mein Abitur, dennoch...wenn ich meinen Freund sehen, wie er tagein tagaus nur noch lernt fast, dann bekomme ich ein schlechtes Gewissen. Ich traue mich in letzter Zeit eigentlich gar nicht mehr ihn danach zu fragen, was er denn so den Tag über gemacht hätte oder plant noch zu tun. Weil ich ganz genau weiß, was drin vorkommt, dieses eine, fatale Wort : LERNEN.
Ich habe es früher geliebt zu lernen, aber ist es mir schnell zu langweilig geworden. Alles ist mir zugeflgen, ich musste mich nie groß anstrengen, dafür hatte ich viel mehr Zeit um andere Dinge zu tun : Fremdsprachen, die nicht in der Schule gelehrt wurden, lernen, träumen, Geschichten schreiben, meiner Fantasie freien Lauf lassen...und ein Stückchen vielleicht auch zu mir selbst finden. Aber trotzdem vergeht kein Tag, an dem ich mich frage : Wer bin ich eigentlich?
Mittlerweile bin ich des Lernens doch irgendwie überdrüssig...irgendwie stehe ich unter Stress. Viel lieber würde ich meine Freizeit mit Dingen beschäftigen, die mir viel mehr liegen als das konzentrierte Lernen : Fremdsprachen lernen, die sonst nur wenige lernen würden wie Japanisch oder Gälisch, Geschichten schreiben, entspannt sein, Laufen, Hörbücher hören, musizieren...
Wenn ich da nun auf meine Abi-Klausur am Donnerstag hinschaue, dann habe ich ganz große Angst. Einmal, weil meine Zensuren schon vorher immer zwischen 3 und 4 schwankten, dann, weil sich mein Nachhilfelehrer nicht meldet, um sich mit mir auf die Klausur vorzubereiten, dann ist da aber die größte Sorge: Dass ich zu wenig gelernt habe. Aber dann frage ich mich immer : WAS kann ich noch TUN? Ich weiß NICHT, was ich noch lernen soll, Genetik verstehe ich überhaupt nicht und dabei ist es so interessant. Die Zeit vergeht und vergeht, wenn das Radio läuft und jede halbe Stunde die Nachrichten kommen, dann verspüre ich ständig diesen Stich des schlechten Gewissens, dann, wie auf Kommando, der Gedanke : LERNE! LERNE! LERNE! Dabei werde ich ganz kirre. Ich schlafe schlecht und bleib lange auf, weil ich deswegen nicht schlafen kann. Ich lenke mich von meinen Ängsten in der BSW ab, dort sind Menschen, die mich, soweit das geht über das Internet, mögen, mit mir spielen...das ist mir viel wert. Alle sind sie bemüht, mir zu helfen und sogar neue Spiele beizubringen. Mittlerweile habe ich sogar 4 Leute in meiner Skypeliste, worüber ich mich wirklich sehr freue. Dass sie auch den Kontakt mögen, mit mir plaudern...manchmal sind wir stundenlang über Skype verbunden, wir plaudern, dann schweigen wir auch mal ein bissl, es macht nichts aus. Ich vergesse, dass ich alleine in meiner Wohnung sitze, egal, ob nun meine Zimmermitbewohnerin nun da ist oder nicht; sie verkriecht sich eh die meiste Zeit in ihrem Zimmer, ist in ihrer ganz eigenen Welt, in der sie gar nichts mehr wahrnimmt und das nicht einmal bewusst. Ich lenke mich ab, bewusst, vergesse aber nicht den draht zur Realität dabei, wie sie es macht.
Und heute frage ich mich wieder: Wann ist es nützlich, ein schlechtes Gewissen zu haben? Wann ist es eine Last?
Wann hat dieser Stress des Lernens endlich ein Ende? Bald, ja...aber ich fühle mich wie im Schlamm, wo man nicht vorankommt und doch gleichzeitg schneller, als laufe man...

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