Donnerstag, 31. Mai 2012

Gegen soziale Kälte, für einen Ort des "Willkommenseins"

Eine lange Zeit kann man das nicht nennen, diese vier Monate, die ich nunmehr bei der Bahnhofsmission als Ehrenamtliche aktiv bin; wohlgemerkt: ich bin dort aktiv und arbeite nicht, denn Arbeit kann man es nicht nennen. Nennen wir es doch einmal Dienst, den Dienst am Menschen wenn man so will. Es waren vier ereignisreiche, aber auch segensreiche Monate. Wenn man an einem Ort wie dem Bahnhof arbeitet, kommt man zwangsläufig mit Menschen in Kontakt, die man sonst nur am Rande wahrnimmt oder ignoriert, aber auch jenen, die einfach nur Reisende sind. Kurzum: Man kommt mit allen möglichen Menschen zusammen, seien es obdachlose, behinderte oder mittellose Menschen, Reisende oder einfach nur jene, die ein Gespräch suchen. Jenachdem wie oft man einen Dienst in der Bahnhofsmission verbringt, kennt man irgendwann jene Gäste, die öfters kommen. Da fällt es schon mal auf, wenn ein Gast längere Zeit nicht kommt. Manchmal bemerkt man auch die Veränderungen, die sich bei dem anderen Menschen, der auf der anderen Seite der Tür steht, tun. Ob es nun positive oder negative Veränderungen sind, kann ich nur subjektiv sagen. Mal bekommt jemand die Kurve, mal nicht. Es ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich, das kann man nicht allgemeinhin für eine Gruppe Mensch sagen, denn die gibt es nicht, nicht wirklich. Jeder ist ein Individuum und wo nicht anders als auch bei der Bahnhofsmission erlebt man so etwas mit?

Wichtig ist, dass man den Gästen auch mal ein Tanz aus der Reihe nachsieht und nicht nachtragend ist, denn die Mission ist eben auch ein Anlaufort, um sich an kühlen oder nassen Tagen bei einem Becher Kaffee und einem Brot oder Kuchen aufwärmen zu können, jenachdem was gerade da ist. Der "Gastraum" ist nicht nur ein Ort, wo alle essen, nein, auch wo sich ausgetauscht oder zugehört wird. Manchmal kommt es vor, dass "spätabends", kurz vor Dienstschluss ein einsamer Gast mit einem der letzten Züge aus einer Richtung "hereingespült" wird und reden möchte. Es ist etwas ziemlich schief gelaufen oder es hat mal wieder ein Ding nicht so geklappt wie er oder sie es gerne haben wollte. Familiäres, persönliches ... vieles kann da zusammenkommen. Wichtig ist es da, dass man geduldig bleibt, zuhört und vermitteln kann, wenn vermittelt werden muss; und sei es erstmal ein kostenloser Schlafplatz für eine Nacht. Für einen selbst ist es aber auch wichtig, dass man es nicht an sich persönlich heranlässt; seien es die Ausraster der Gäste, die einmal vorkommen können oder aber auch deren Sorgen oder Nöte. Man ist dazu da, zuzuhören, ein offenes Ohr zu haben, eben eine Stelle zu sein, wo weder Name oder sonstwas genannt werden müssen; wo man so viel preisgeben kann, wie man selber will. Helfen tut man dann, indem man weitervermittelt an Stellen, wo den Betroffenen wirklich geholfen werden kann, immerhin haben die mehr Ahnung und eine Ausbildung in eben jenen Dingen, nicht so wie die meisten von uns.

Aber nicht nur die Arbeit mit hilfesuchenden Menschen ist unsere Aufgabe, wir helfen auch mit dem Reiseverkehr im Bahnhof selbst. Sei es, einmal beim Kinderwagen die Treppe hochtragen helfen oder den Lastenaufzug zu bedienen, um einen Rollstuhlfahrer oder eine Familie mit viel Gepäck zum Gleis zu bringen (was nun leider der Vergangenheit angehört), oder auch jemanden in den richtigen Zug zu setzen, dem das Augenlicht nicht mehr vorhanden ist, wir helfen da, wo Hilfe benötigt wird. Und das hat mittlerweile eine Tradition von 120 Jahren!
Angefangen hatte alles eigentlich damit, dass die Städte wuchsen und interessanter für die Dorfmenschen wurden. Frauen kamen in die Städte, um Arbeit zu suchen und wurden oftmals von anderen abgefangen und in die Prostitution und andere Gewerbe gezwungen. Die Bahnhofsmission von damals fing diese Frauen auf und brachte sie sicher über.
Mit der Zeit wandelten sich die Bahnhofsmission mit ihren Aufgaben. Irgendwann nahm die Bahnhofsmission dann die Form an, wie sie heute oft zu finden ist, aber auch dies ist keine endgültige Form. Vor noch nicht allzulanger Zeit, wurde die Bahnhofsmission oftmals von Hausfrauen und/oder Rentnerinnen gehalten, heute sind auch viele Studenten und Praktikanten dabei. Was uns alle vereint, ist das Miteinander, was allzu oft auch sehr familiär ist, da wir schließlich eine Einheit, ein Team bilden. Die warme Atmosphäre untereinander, das Willkommengeheißenwerden, tragen sehr dazu bei, dass der Dienst bei der Bahnhofsmission noch lange nicht "Arbeit" genannt werden kann, ganz im Gegenteil, den Dienst als Abreit zu nennen käme für mich schon fast einer Beleidigung gleich. Wir schenken einen Teil unserer Zeit, die uns in unserem Leben zur Verfügung gestellt wurde, der Bahnhofsmission und somit den Menschen, die Hilfe brauchen. Die Zeit ist ein Gut, was man niemals mit Geld oder irgendeinem anderen materiellen Wert aufwiegen kann, denn alles würde es nur herabwerten.
Oftmals kommen während des Dienstes interessante Begegnungen und Gespräche Zustande, manchmal begleitet man eine/n Reisende/n etwas länger als gewöhnlich im Bahnhof und kommt so ins Gespräch. Oder mit den Gästen, die regelmäßig oder eben nach akutem bedarf zu uns kommen. Mit den Geschichten bzw. Erlebnissen ließen sich sicherlich viele Anekdoten erzählen. Die Zeit, die man investiert, verschenkt, bekommt man durch den Kontakt mit den Menschen um ein vielfaches zurück, sofern man eben offen ist für die Menschen; und kontaktfreudig! Berührungsängste sind eher fehl am Platz, egal, welcher Art sie sind: Sei es ein Handschütteln zur Begrüßung der (bekannten) Gäste, sei es das Unterhaken zum Führen zum richtigen Gleis oder einfach die Hilfestellung beim Treppensteigen, das Gespräch und das Schmieren von Broten und Brötchen.
Wer könnte schon ein von Herzen kommendes "Danke" mit Geld kaufen? Oder ein Lächeln, weil man sich verstanden weiß? Das Zwischenmenschliche, was so wichtig ist, kann niemand mit Geld kaufen, es kommt von Herzen; und auch aus Überzeugung.

Warum aber habe ich mir ausgerechnet die Bahnhofsmission ausgesucht? Zu einem konkreten Schluss bin ich nicht wirklich gekommen, mir war es auch nie wirklich richtig bewusst, dass es sie gab, lediglich das Wissen, dass es sie gibt, hatte ich. Vor Jahren, während ich noch zur Oberstufe ging, spielte ich einmal mit dem Gedanken, bei der Mission tätig zu werden, aber die Zeit ließ es nicht zu, es musste gelernt werden. Während meiner Ausbildung war ich am Wochenende meist viel zu sehr geschlaucht, sodass ich es wirklich zur Erholung benötigte. Und trotzdem ließ der Wunsch, mich ehrenamtlich zu betätigen, mich all die Jahre nicht los, insgesamt waren es wohl 7 1/2. Schließlich habe ich die Gelegenheit mit dem Beginn meines Studiums am Schopfe gepackt und pünktlich kurz vor Ende des ersten Semesters mir den Hörer geschnappt und habe bei der Bahnhofsmission angerufen, es war wohl mehr oder weniger eine innere Stimme, die mich zur Bahnhofsmission gebracht hat. Was sie tat und mit wem sie es zu tun hatte, dessen war ich mir vollkommen bewusst zu jenem Zeitpunkt, weshalb ich vielleicht genau deswegen dorthin wollte. Nach einem kurzen Telefongespräch hatte ich dann einen "Vorstellungstermin" mit dem festen Vorhaben, eine ehrenamtliche Stellung dort auch unbedingt zu erhalten. In der letzten Januarwoche war es schließlich soweit: Das "Vorstellungsgespräch" stand vor der Tür.
So nervös wie ich war hätte man meinen können, ich stünde kurz vor einer Prüfung; und so fühlte ich mich ehrlich gesagt auch. Schnell hatte ich aber gemerkt, dass alle recht nett waren und es kein echtes Vorstellungsgespräch war, so wie man es eben definiert, sondern wirklich ein "Vorstellungs-Gespräch". Die Sache mit dem Ehrenamt bei der Bahnhofsmission hatte ich mir zu jenem Zeitpunkt ganz genau überlegt und bin bei meiner Entscheidung geblieben: Die Arbeit dort würde mir nichts ausmachen.
Schließlich verabschiedeten wir uns nach einem kleinen, anschießenden Plausch und ich sagte: Ich komme wieder! Und ich tat es, immer wieder und wieder. Bemerkenswert fand ich bei meinem ersten Dienst, dass ich im Dienstplan nicht nur für den Tag eingetragen war, an dem mein "Schnuppertag" sein sollte, sondern auch für zwei weitere Tage. Auf meine Frage hin kam dann die Antwort, dass die Leiterin gesagt habe: "Die kommt wieder." Und so war es dann ja auch tatsächlich ...

Den Dienst bei der Bahnhofsmission mache ich, weil ... ja, warum? Die "Arbeit" mit den Menschen und die Kontakte mit jenen macht mir Freude, es tut mir gut, mir selbst, nicht meinem Gewissen. Mein Gewissen kann ich mit anderen Dingen gut stellen. Vor allem aber ist es die Überzeugung. In meinem Leben hatte ich viel Unglück und Glück erleben müssen, es wurde mir viel genommen und viel gegeben. Ich stand schon auf vielen Seiten in meinem Leben und weiß, wie es ist, wenn man jemanden oder eine Stelle hat, bei dem man die Brocken Sorge oder anderes loswerden kann, die einen belasten. Wäre ich in der Situation unserer Gäste oder unserer Reisenden, wäre ich froh, wenn mich ein lächelndes Gesicht begrüßt, sei es auch am frühen Morgen und mir etwas zu essen und zu trinken anbietet, jemand, der mir hilft beim Reisen mit der Bahn, wenn ich es alleine nicht kann oder es mir nicht zutraue. Auf die anderen um mich herum kann ich mich längst nicht mehr so vertrauen wie früher, da ist es umso besser, wenn man jemanden hat, der verlässlich zur Seite steht in Zeiten, wo man Hilfe bedarf.
Es ist wichtig heutzutage, zu wissen, dass man nicht alleine ist, trotz der sozialen Kälte in der Gesellschaft, die immer weiter zunimmt.
Wer bekommt, sollte auch geben können und wenn es so etwas Unscheinbares wie die Zeit ist; sie ist eines der kostbarsten Güter.

Mittwoch, 16. Mai 2012

Erinnerungen ...

... sind wie die Sterne am Firmament oder längst vergessen geglaubte Freunde: Sie tauchen plötzlich auf, unerwartet, überwältigend. Manchmal weiß man gar nicht, wieso, weshalb, warum. Manchmal, ja manchmal reißen sie einen mit und man vergisst und verliert sich in ihnen. Da fragen wir uns oftmals: Warum kommt gerade ausgerechnet jetzt diese eine Erinnerung zurück? Mal stärker, mal schwächer. Sie wird begleitet von anderen Erinnerungen, die entweder in diesem Zusammenhang stehen oder vollkommen unabhängig voneinander sind.

Für mich habe ich die Entscheidung vorläufig getroffen, dass sie uns helfen sollen, entweder, um mal wieder lächeln oder glücklich sein zu können, weil es uns hilft, oder etwas nochmal aufarbeiten zu können, weil wir es vor Schmerz oder Trauer tief in uns vergraben haben. Dies zu tun, schadet uns; davon kann ich ein Lied von singen. Früher oder später, wir tragen diese unabgeschlossene Sache jahrelang mit uns herum und die Barriere, die Mauer, der Wall, der davor hochgewachsen ist, wird immer unüberwindbarer. Manchmal, ja manchmal können wir uns bewusst dazu entscheiden, dass endgültig abzuschließen, wir müssen einfach diesen Schritt machen, ohne groß darüber nachzudenken. Manchmal werden wir auch einfach nur überrumpelt und wir sind hilflos geworden.

Momentan erinnere ich mich an Dinge, die ich teilweise nicht einmal bewusst erlebt habe und dennoch waren sie großartig. So an manchen Tagen erinnere ich mich auch an die winzigsten, kleinsten Begebenheiten, die mein Herz damals erwärmt haben und die ich dann doch vergaß; nein, nicht vergaß, ich erinnerte mich einfach vorübergehend nicht mehr an sie. Mein Gedächtnis ist wirklich wie ein Sieb, aber so Sachen, die eigentlich nebensächlich sind, die keines Termines bedürfen, an die erinnere ich mich tadellos oftmals.

Es ist doch erstaunlich, wozu uns unser Geist manchmal bringt!

Donnerstag, 3. Mai 2012

Alltag und Chaos

Momentan überlege ich, ein Projekt zu starten, bin mir aber über die Umsetzung und den Start des Projektes uneins. Solange ich da keine genaue Basis und dergleichen habe, will ich auch nicht darüber reden, was genau es beinhalten soll :-P

Allerdings bin ich mit meinem Studium momentan sehr beschäftigt, die Prüfungen stehen auch bald an (in einem Monat (erst)! Aus Erfahrung weiß ich, dass ein Monat nichts sein kann und schneller vorbeifliegt als man gucken kann) und für mich habe ich die Frist des 01. Juni gesetzt, mit dem ganzen Stoff durch zu sein und wiederholt zu haben, sodass ich hoffentlich all das beherrsche, was ich beherrschen sollte. Da ich momentan über kein Internet verfüge, außer wenn ich mal bei einem Hotspot vorbeikomme oder in der Uni (wenn ich gerade einmal nicht krank bin), ist plötzlich so viel mehr Zeit entstanden, die ich mit anderen Mitteln zum Lernen verbringen kann; sehr erfolgreich sogar! Papier bewährt sich doch irgendwie.

Derzeit geht es mir aber gar nicht mal so gut, ich bin am Schwanken, ob ich mit meinem zweiten Studienfach Skandinavistik weitermachen soll oder nicht, Zukunftsperspektiven sehe ich damit nicht. Und bei diesen ganzen Infoabenden hört man auch immer nur: "Ich bin zur Arbeitsagentur gegangen und habe die nach Arbeit gefragt. Die haben mich gefragt, was man mit Skandinavistik denn arbeite. Meine Antwort darauf war: 'Genau deswegen bin ich hier, damit Sie es mir sagen und mir welche geben'." So etwas motiviert ungemein, vor allem, wenn man das Fach belegt hat in der Hoffnung, etwas über die Kultur und die Länder Skandinaviens zu erfahren und dann nur mit lauter Textanalysen und Epocheneinteilungen konfrontiert wird. Der Sinn des Ganzen fehlt mir, jede Stunde saß ich bisher da und fragte mich, was ich da solle. Ich glaube, dann ist das Fach wirklich nichts für mich. Jetzt, im zweiten Semester gibt es das Modulfach "Kulturwissenschaften", da lesen wir aber nur Texte von Freud oder Lacon und besprechen allgemeine Dinge und die Aussagen der Texte; mit Skandinavien hat das nur wenig Bezug. Schwedisch hingegen würde ich gerne weiter belegen, ein Kommilitone meinte, im Rahmen der Allgemeinen Studien ginge das sogar. Das wäre echt toll. Nur: Was soll ich statt Skandinavistik studieren? Arabistik und Islamwissenschaften haben mich ja schon gereizt, aber eine weitere Sprache mit ihren eigenen Zeichen und neuer Grammatik zu lernen käme zu viel. Religionswissenschaften würden mich brennend heiß interessieren! Nur da kommt die Frage auf, ob ich da zugelassen werde, wenn ich mit meinem Freund zusammenwohne. Die Katholiken haben es da ja nicht so mit ... und konvertieren will ich auch nicht. Oder soll ich Deutsch als Fremdsprache studieren? Auf Lehramt? Irgendwie komme ich immer wieder auf das Lehramt und Sprachen zurück; und auf Religionen.
Ob ich nun ein gläubiger Mensch bin oder nicht, kann ich nicht allgemein beantworten, denn jeder hat seine eigene Auffassung davon, wo ein gläubiger Mensch anfängt und aufhört. Nach meiner Definition bin ich es jedenfalls. Man muss nicht jeden Sonntag zur Kirche gehen, um gläubig zu sein. Die Kirche hat allein eine repräsentative Funktion und als "weltlicher" Sitz Gottes eben. Da Gott aber überall und nicht nur in Kirchen vertreten ist, kann man auch Zuhause beten, etc. wie es auch Muslime tun, die keine Moschee vor Ort haben.
Religionen und Sprachen, Kulturen und andere Länder haben mich schon immer fasziniert, die Arbeit mit Menschen, egal aus welcher Klasse und egal mit welchen sozialen Hintergründen hat mir immer gut getan und Spaß gemacht; dementsprechend unglücklich war ich auch während meiner Ausbildung im Büro. Die Arbeit hat mich krank gemacht und einen dermaßen starken Eindruck hinterlassen, dass ich regelrecht Angst vor Arbeit habe. Mein Schritt, ehrenamtlich und mit Verpflichtungen tätig zu werden, war einerseits ein Wunsch, andererseits auch ein großer Schritt in Richtung ... ja, was? Mit meiner ehrenamtlichen Arbeit fühle ich mich erfüllt und bestätigt, dass das Soziale MEIN Ding ist, die Arbeit, die ich momentan ausübe, könnte ich mir für viele Jahre vorstellen, ohne dass sie langweilig wird, ganz einfach, weil sie mit Menschen und Abwechslung zu tun hat.

So, und nun muss ich wieder für mein Referat arbeiten, nachdem ich es wieder meisterlich geschafft habe, vom Thema und von der Arbeit abzukommen. :-)

Freitag, 23. März 2012

Die Sache mit dem Kindergeld

Es ist schön, wenn man Anspruch auf Kindergeld hat. Und es ist noch schöner, wenn man es bekommt. Und es ist sicherlich von Vorteil, wenn man eine Sachbearbeiterin im Amt hat, die genau über die Situation und die Umstände Bescheid weiß, in denen man steckt. Es ist aber definitiv ein Nachteil, wenn man eine derartig unzuverlässige und ... begriffsstutzige nur sehr langsam begreifende Mutter hat, die gar nicht erst etwas versucht.

Vor einigen Wochen trudelte bei mir der Brief der Kindergeldkasse ein, dass eine Kopie des beigelegten Formulars an meine Mutter gehen sollte, worum ich mich nicht kümmern musste. Sprich: Alles lag an meiner Mutter eigentlich.
Da ich meine Mutter und ihr Durchhaltevermögen aber nur allzu gut kannte, rief ich direkt in der Einrichtung an, in der sie momentan untergebracht ist in der Hoffnung, endlich von ihrer Alkoholsucht loszukommen. Sie war leider nicht da. Also versuchte ich es bei meiner Oma, dort war sie auch nicht. Letzte Lösung also: Das Handy meiner Mutter. Sie nahm nicht ab. Herrlich. Kurzum hatte ich ihr eine SMS geschrieben, sie solle bitte NICHT das Formular an mich weiterschicken, was sie allerdings schon getan hatte, wie ich abends erfuhr.

Das war etwa 4 Tage vor meinem Geburtstag. An diesem Tag hatte ich auch durch die Einrichtung erfahren, dass meine Mutter, um "Urlaub" zu erhalten, meinen Geburtstag vorgeschoben hatte. Sie wolle ihn mit ihrer Tochter verbringen. Problem hierbei: Ich war nicht mal in ihrer Nähe, sondern feierte mit meinen engsten Freunden in einem japanischen Restaurant. Dies teilte ich auch meiner Gesprächspartnerin direkt mit. Was daraus geworden ist, keine Ahnung. Es interessiert mich irgendwie auch nicht, meine Mutter leistet sich sowieso ständig immer was neues; die Hoffnung, dass sie endlich von diesem Teufelszeug loskommt, habe ich aufgegeben. Für mich. Ihr sage ich es nicht, um sie nicht noch mehr in ihrem Glauben schwanken zu lassen, dass sie es schaffe. Allerdings habe ich meine Zweifel, ob sie es wirklich will. Ich meine: Wer bitte geht, kaum dass er 5 Minuten Zuhause angekommen ist, an Heiligabend, direkt "einkaufen", weil ja "nichts" im Hause sei bei meiner Oma, nur um betrunken zurückzukehren? Es ist doch klar ersichtlich, dass sie mit dem Vorwand erst so früh schon gekommen ist, sich ordentlich betrinken zu können, ohne dass es die Einrichtung merken würde, da sie die Weihnachtstage über bei meiner Oma und mir bleiben wollte. Meine Oma hat weggeschaut, wie immer. Nur ich dieses Mal nicht. Ich mag ja manchmal noch so naiv oder kindisch sein, aber an dem Tag konnte und wollte ich nicht wegschauen. Eine betrunkene Mutter an Heiligabend da herumsitzen zu haben, die keinen Ton von sich geben kann und ständig einnickt, weil sie so zu ist; wer will das schon? Damit sie es lernt, dass es keine Toleranz mehr gibt, habe ich auch direkt in der Einrichtung angerufen und Bescheid gegeben. Oh, hat das Ärger gegeben, weil ich nicht "wenigstens bis morgen" warten konnte. Das hätte das Ganze noch gefördert. Meine Oma gehört zu der Wegschaugeneration oder eben zu dieser Generation, die wenigstens abwartet, bis alles vorbei ist und dann vielleicht was sagt. Meiner Oma habe ich damit sehr, sehr weh getan, das weiß ich. Das war keinesfalls meine Absicht, mir hat es doch auch weh getan, eher, weil ich meiner Oma wehgetan habe. Aber die ganzen Tage herumärgern, weil sie trinkt und trinkt? Wäre das besser gewesen? Dann wäre ich einfach nach Hause bzw. zu meinem Freund gefahren, da wäre ich auf alle Fälle willkommen gewesen und da hätte sich niemand betrunken. Aufgrund dieser Erlebnisse all dieser Jahre habe ich ja auch so eine negative Einstellung zu Alkohol und wie man sich so maßlos besaufen kann; Spaß verstehe ich in diesem Punkt absolut nicht, weil ich gesehen habe, was dieses Dreckszeug anrichten kann. Es stimmt mich traurig am Wochenende durch die Straßen zu ziehen und zu sehen, wie sich so viele junge Leute betrinken, dabei bin ich selbst noch jung und in meinem Alter gehen auch so viele im Übermaß trinken. Umso überraschter (und erleichterter!!) war ich, als ich letztes Wochenende Berlin bei einem Forentreffen war, wo nichts getrunken wurde, geschweige denn geraucht.

Ich komme wieder vom Thema ab. Jedenfalls kam der Brief auch passend zu meinem Geburtstag am Samstag an (worüber ich mich dann köstlich geärgert hatte) und ging Montag auch wieder raus zu meiner Mutter; die hat ihn mir aber gestern zugeschickt!! Obwohl er schon vollständig Dank der Hilfe des Sozialen Dienstes dort im Hause ausgefüllt war! Eine Woche nachdem er hätte eingehen sollen; bei der Kindergeldkasse. und jetzt? Jetzt bekomme ich höchstwahrscheinlich kein Kindergeld, gleichzeitig bedeutet es für mich jetzt wieder lauter Bürokratie und (Telefon-)Kosten, die ich wegen ihr habe, dabei habe ich schon ausreichend eigene Probleme.

Mutter hin oder her, aber wie soll man da die Geduld bewahren? Mit dem Hintergrund?

Sonntag, 26. Februar 2012

Geburtstagswochenende und anderes

Und wieder einmal war es soweit:

Geburtstag!

Auch wenn ich mich eigentlich freue, gebe ich es nicht wirklich immer zu; dennoch: Es ist eine wunderbare Gelegenheit, sich mit allen Freunden wiederzutreffen, zu plaudern und einfach beisammen zu sein.
Da mein Alter auf eine Zahl gestiegen ist, die ich recht mag und ich einfach froh war, studieren zu können, habe ich lange hin und her überlegt, wie der Geburtstag dieses Jahr aussehen soll, fiel er dieses Jahr doch auf das Wochenende UND (das erste Mal in meinem Leben!) in die Ferien. Schließlich fiel die Entscheidung, japanisch essen zu gehen, da meine engsten Freunde allesamt diese Küche mögen (japanische Küche ist wohlgemerkt nicht nur Sushi!!) und wir einen wunderbaren Familienbetrieb hier in der Stadt haben, der sehr qualitativ und preislich vollkommen akzeptabel ist, sollte es dieses Jahr recht ruhig bei einem Abendessen zugehen. Deswegen waren auch nur meine engsten Freunde "geladen", damit der Preis nicht astronomisch hoch wurde ... *hust* Der Preis war trotzdem stolz, aber die anderen haben davon nichts mitbekommen, da ich im Voraus bezahlt habe, sodass ich gar nicht erst geschimpft wurde aufgrund des Preises, aber das war es mir allemal wert; so treue Freunde zu haben, das muss ab und an wirklich geehrt werden.

Der Vormittag lief sehr gemütlich ab:
Mein Freund holte Brötchen, laktosefreien Kakao (es gibt genau einen bei uns im Markt, den ich problemlos zu mir nehmen kann) und Eier für unser Frühstück, darüber hinaus auch Berliner! Bei wunderbarer Musik (Ludovico Einaudi mit dem Album Una Mattina (sofern ihr "Ziemlich beste Freunde" geschaut habt, dürftet ihr die Musik wiedererkennen (-; )ließen wir es uns gut gehen und den Tag langsam starten. Reingefeiert hatten wir natürlich bei Uno und ebenfalls schöner Musik, vorher ein paar Runden Schwertkampf auf der Wii, bei der ich von meinem Liebsten platt gemacht wurde (endlich mal jemand, gegen den ich verliere!!). Um Mitternacht gab es dann einen ganz, ganz leckeren Geburtstagskuchen mit Kerzen, den wir tatsächlich heute noch aufbekommen haben!
Nach dem Frühstück haben wir noch ein wenig Karten gespielt und sind dann in Richtung Stadt gefahren, dort jeder einen Bubble Tea getrunken, um beim Schlürfen auf der Promenade Richtung See zu spazieren. Dort haben wir dann auf der Hälfte die Brücke genommen und sind auf der anderen Seite zurück gegangen, um anschließend durch die Stadt Richtung Bahnhof zu laufen, da es alsbald Zeit wurde...

Meine Güte, es hat wirklich viel zu essen gegeben!

Hier mal ein kleiner Eindruck von dem, was es gab (ein wenig angenascht (-; :



Was uns natürlich besonders erfreute war die Tatsache, dass es auch Sushi gab, welches auf der "Neuzugänge"-Karte war!

Insgesamt gab es:

2 x Sushiplatte für 2 Personen (Es gibt zwei unterschiedliche Platten, die sich eigentlich nur darin unterscheiden, dass auf der einen Nigirisushi dabei war und bei der anderen nicht; ebenso ist die Aufteilung Maki und Uramaki unterschiedlich gewesen)
2 x Kimuchi (scharf eingelegter Chinakohl)
2 x Edamame
1 x Ramen (einer mochte kein Sushi)
1 x Geburtstagskuchen (Quark-Himbeertorte)

Getränke hatte jeder selbst übernommen.

Leider habe ich es versäumt, Bilder zu machen von den anderen Dingen, aber es war wirklich sehr, sehr schön angerichtet. Auf die kleine Torte haben sie sogar Kerzen gesetzt, die das Wort "Happy Birthday" gebildet haben, das hat mich wirklich sehr, sehr gefreut!! Außerdem habe ich eine neue Leidenschaft entdeckt; meine Leidenschaft für Bittergurkentee. Klingt merkwürdig, schmeckt aber überhaupt nicht so. Man muss einfach mal offen sein und sich an die Dinge herantrauen, man ist doch erstaunt, wie anders die Dinge schmecken, als man erwartet. Der Bittergurkentee beispielsweise schmeckt ein wenig wie Getreide und kein bisschen nach Gurke oder bitter.

Getroffen haben wir uns um 18h am Hauptbahnhof, von wo wir dann gemeinsam ins Restaurant gegangen sind. Eine Freundin hatte leider die Email nicht aufmerksam gelesen und mir scheinbar am Telefon auch nicht wirklich aufmerksam zugehört, da ich ihr ausdrücklich gesagt hatte, dass wir uns ENTWEDER um 18h spätestens am Hbf treffen ODER spätestens um 18.15h am Restaurant; sie sagte für den den Hbf zu, kam aber nicht. Da ich ihr gesagt hatte, dass wir nicht auf sie warten würden, gingen wir auch um Punkt los (ich muss hierzu sagen, dass ich aus Erfahrung so konsequent mit ihr bin, da sie es sonst nicht besonders eng sieht und dann ganz gerne mal eine Stunde und mehr zu spät kommt ... OFT); am Restaurant selbst war dann auch nichts von ihr zu sehen, sodass wir um Punkt 18.15h reingegangen sind, nur um sie dort vorzufinden, obwohl gesagt wurde, dass wir GESCHLOSSEN reingehen wollten. *seufz* Natürlich war ich froh, dass sie pünktlich war, dennoch war ich sauer, da sie sich wieder einmal nicht an Abmachungen halten konnte; das habe ich sie dann auch spüren lassen; wenn man immer "gute Miene zu bösem Spiel" macht, merkt sie es nicht, wie sich ihr Verhalten auf andere Menschen auswirkt. Mir gefällt es selbst nicht, aber es ist doch im alltäglichen Leben immer so: Man muss sich an Abmachungen halten; am Wochenende mag ich eine Prinzipienreiterin gewesen sein, aber wie soll ich mir sonst sicher sein können bei unserem nächsten Ausflug, dass sie pünktlich ist, wenn wir den Zug unbedingt erwischen müssen?
Genug davon.
Es war ein wirklich sehr schöner Abend, leider war eine Freundin krank, sodass sie es wahrscheinlich nicht so genießen konnte, wie sie es sonst getan hätte; dementsprechend früh wollte ich dann auch gehen, allein schon, damit sie schnell wieder ins Bett konnte, die Arme. Hoffentlich gehts ihr bald besser!
Ansonsten verlief mein Geburtstag viel ruhiger als sonst: Es gab weniger Anrufe, weniger SMS, keine Backerei (die folgt, wenn ich dann im größeren Kreis mit meinen anderen Freunden feiere), nichts, außer der Organisation des Geburtstagsmenüs, die auch nur darin bestand, dass ich ins Restaurant ging und aussuchte, was es zu essen geben solle.
Geschenke gab es auch, obwohl ich in der Mail geschrieben habe, dass ich keine wollte; nichtsdestotrotz habe ich mich riiiiiesig gefreut!! Danke euch, ihr Lieben! Ihr seid einfach klasse!
Was es gab? Hmmm, hoffentlich vergesse ich nichts:

- 1 Geburtstagskuchen
- 1 Tüte Herzen aus dem Bärentreff, laktose + glutenfrei
- 1 sehr schöne Karte
- 1 Blumenstrauß
- 1 Fotoshooting für meinen Schatz und mich (von meinem Schatz, da ich schon seit Jahren einmal richtig schöne Bilder von uns haben wollte)
- 1 Teeset (du bist verrückt, B.!!; in dem Teeset waren: hochwertiger Matcha (gemahlener, japanischer Grüntee), Chasen (Teebesen) + Matchalöffel) Hier mal ein Eindruck was das überhaupt ist
- 1 Satz selbstgemachter Origamiblätter in Marmoroptik
- 1 sehr hübsches Heftlein (mal sehen, wofür ich es verwende, es ist liniert innen)
- 1 selbstgemachtes Armband (mit selbstgemachten Perlen auch!)

Abends konnten wir uns kaum noch bewegen, den Geburtstagskuchen haben wir auf den nächsten Tag verschoben und stattdessen noch eine Runde Bowling auf der Wii gespielt, aber schnell gemerkt, dass wir wirklich sehr müde waren.

Heute schließlich, da uns kein großer Hunger plagte, sind wir zu einem einfachen Frühstück zu unserem Lieblingsbäcker gegangen, um anschließend eine ganz kleine Runde im Dorf zu drehen. Zuhause schließlich haben wir ein paar Runden Siedler auf meinem Rechner und Netbook gespielt und dennoch ist die Zeit heute erfreulicherweise langsam vorangegangen. Mein Freund hat mir noch bei einigen Kleinigkeiten geholfen, wir haben noch Uno gespielt und abermals Berliner gegessen. Irgendwann sind wir zu einem weiteren Spaziergang losgezogen, da das Wetter heute einfach traumhaft angenehm war; verhältnismäßig warm mit Sonnenschein, kein Wind und ein sehenswerter Himmel. Aus einer anfänglich geplanten halben Stunde sind schließlich mehr als zwei am Kanal geworden. Allerdings sind wir beide auch eine Strecke gegangen, die wir beide nicht kannten und viel schöner war als die Richtung Stadt! Nächstes Mal werde ich auf alle Fälle meine Kamera mitnehmen, da die Strecke wahrlich zum Träumen und Entspannen einlädt.

Zuhause schließlich haben wir uns wieder zu ein paar Runden Uno niedergelassen um im Anschluss nach einem Wlan-Radio Ausschau zu halten; leider ist die Auswahl an tauglichen Geräten nicht besonders groß und preislich gesehen muss man schon ein bisschen investieren, wenn man etwas Gescheites und Bedienbares mit guter Tonqualität haben möchte; die von Grundig scheinen sehr gut zu sein, Logitech hingegen trotzt nur so vor Fehlern und Ausfällen laut der Rezensionen; sieht man davon ab, dass es nicht individualisierbar ist von Logitech, man kann nur auf die Sender zurückgreifen, die auf einem ganz bestimmten Server von denen liegen, was unvorteilhaft ist. Mal sehen, wann ich mir eines zulegen werde ...

Ich denke, dieses Jahr war es ein Geburtstag, der mich sehr zufriedengestellt hat. Es war schön, angenehm, entspannt. Was will man mehr?

Sonntag, 12. Februar 2012

Begreifen tief im Herzen

Heute hatte ich wieder ein wenig in einigen Büchern geschmökert, mal hier, mal da, ganz so, wie es mir beliebte. Die meisten von ihnen hatte ich bereits gelesen, die wenigsten kannte ich noch nicht. Meine Lieblingsstellen schlug ich auf, Stellen, die mir besonders gefallen hatten und die ich wieder lebendig werden lassen wollte; Stellen, an denen ich am herzlichsten gelacht habe, Stellen, an denen ich weinen musste, waren sie doch so traurig.
Irgendwann aber dachte ich so im Stillen bei mir, kommt doch die Erkenntnis, dass es im Leben nicht so gehen kann, an die Stellen zurückzukehren, die einem besonders gut taten, Ereignisse, die einen besonders mitgenommen hatten. Mit Büchern mag dies gehen, aber mit unserem eigenen Leben leider nicht. Diese Erkenntnis kommt bei manchen früher, bei manchen später und bei manchen wiederum gar nicht. Ich glaube, bei mir ist sie nun recht spät eingetroffen. Wenn man tief im Herzen zu verstehen beginnt, dass man nicht mehr zurück kann, zurück ins alte Leben, wo knüpft man den Faden dann im Hier und Jetzt an? Dinge, die einen auch heute noch schmerzen, lassen sich nicht ungeschehen machen. Es gibt solche Dinge, die selbst die Zeit nicht heilen kann, weil der Schmerz einfach zu tief sitzt und einen fest umklammert hält. Je mehr man ihn loslassen will, umso hartnäckiger bleibt er als Wegbegleiter bei einem. Ist man bereit ihn zu akzeptieren, schmerzt er umso mehr. Das gelegentliche Vergessen und Zurückerinnern scheint da das beste Mittel zu sein. Man akzeptiert den Schmerz und man akzeptiert ihn nicht. Man wächst an ihm und man verzweifelt an ihm. Mal mehr und mal weniger, manchmal beherrscht er einen auch, da hilft alles nichts. Wo also anknüpfen? Die Reise des Lebens geht weiter, sie ist im steten Fluss. Warum aber, erinnern wir uns immer wieder an sie? Warum können wir uns an manche, glückliche Momente nicht erinnern und sie wieder aufschlagen wie bei einem Buch?
Bücher erheitern mich, Bücher nehmen mich mit; und dann gibt es Momente, wo sie mich traurig stimmen.

Manchmal frage ich mich, ob ich nicht ein Buch über mein Leben schreiben soll und es während meines ganzen Lebens vervollständigen. Manchmal frage ich mich, was das für einen Sinn haben soll. Denke ich an meine Vergangenheit, verzweifele ich und bereue auch. Warum nur habe ich manche Dinge nicht getan, obwohl ich in dem Moment wusste, dass ich es bereuen würde, als sie noch zu ändern waren? Warum habe ich manche Dinge getan und nicht meinen eigenen Kopf denken lassen? Warum nur habe ich oftmals andere für mich denken lassen?

Würde meine Oma noch in der Wohnung leben, in der ich groß geworden bin, so wäre ich, kaum dass ich die Gelegenheit dazu gehabt hätte, zurückgezogen zu ihr, egal, wie sehr ich mich auch hier in meiner aktuellen Stadt beheimatet fühle. Mein Herz ist noch immer bei meiner Oma und bei meiner Oma ist meine Heimat. Tagelang beschäftigt mich manchmal das abrupte Ende meiner Kindheit, wenn ich wieder einmal davon geträumt habe, wie ich die alte Wohnung besucht habe oder meine Oma dort. Was hat es mir doch das Herz zerrissen, im Traum wie im Wachsein, wenn plötzlich jemand anderes darin wohnte? Mein Zuhause, besetzt von fremden Menschen. Manchmal tut es auch einfach nur weh, davon zu träumen; meine Mutter kommt so selten dann darin vor und selbst wenn ich von ihr träume, dann ist es nicht anders als es früher immer war: Streit, Streit, Streit. Ich bekomme wieder die Schuld, nur ich sei die Schuldige und niemand hilft mir, ich stehe alleine dar. Was tut es doch immer weh, das zu träumen, es entwickeln sich im Traum so starke Gefühle, so ein richtiger Hass und Schmerz gegenüber ihr ... Es tut noch im wachen Zustand weh. Wenn ich aufwache ist es mir manchmal einfach nicht möglich mich zu bewegen, wie gelähmt bin ich. Und immer wieder kehre ich zu der Wohnung zurück, in der wir vier gelebt haben; Meine Großeltern, meine Mutter und ich. Dort fing alles an, dort endete so vieles. Diese Erinnerung will ich loswerden und behalten, es ist ein Schmerz, den auch die Zeit nicht heilen wird können. Er hält einen umklammert, unerbitterlich. Mein Herz ist es, was versteht, dass ich nicht zurück kann und mein Kopf ist es, der sich weigert. Was soll ich nur tun? Habe ich überhaupt ein altes Leben gehabt, an das ich nun anknüpfen kann? Nein, für mich gibt es nichts, wo ich anknüpfen kann, es gibt kein Zurück mehr, nur die Reise nach vorne, stets nach vorne. Ohne Wind mit vielen Hürden, denn das habe ich doch sehr klar begriffen: Mein Leben wird nicht einfach sein, vielleicht selten mal, aber niemals selbstverständlich. Egal, was ich auch tue, ich ziehe es magisch an, das, was passieren kann, was schief gehen kann. Das muss ich akzeptieren oder zumindest tolerieren. Natürlich, es gibt Menschen, die haben ein viel schwereres Leben zu bewältigen, mit tieferen Tiefen oder bei denen es fast immer nur Rückschläge gibt, es ist aber nicht zu verleugnen, dass wir, wir alle, in unserer eigenen kleinen Welt leben und jeder sein eigenes Los zu tragen hat, seinen eigenen Schmerz. Jeder von uns trägt ihn anders, verarbeitet ihn anders; die einen verstehen sich hervorragend darauf, die anderen weniger gut und die anderen vielleicht gar nicht. Man kann Schmerz und Trauer, ein schweres Los nicht mit anderen vergleichen und sollte das Los anderer auch nicht mit dem anderer vergleichen, denn das würde den Schmerz, der doch tief sitzen kann bei manchen, herabwürdigen, ihn vertiefen, weil er nicht akzeptiert wurde, dass man ihn hat. Jeder empfindet Schmerz anders, körperlichen wie seelischen. Nur welcher ist der Schlimmere? Der Körper kann heilen, weil er sich nicht an alles erinnert, die Seele aber, sie erinnert sich an alles und kann nicht vollständig heilen.

Manchmal fällt es mir schwer zu wissen, wie es weitergehen soll. Oft genug wird mir gesagt, wie stark ich doch sei! Früher habe ich immer besonderen Schutz, Narrenfreiheit in der Schule genossen, eben wegen meiner Vergangenheit bzw. weil ich stark geblieben zu sein schien. Nur: Niemand hörte das, was ich sagte: Nein! Ich bin nicht stark! Nur weil ich lachen konnte, wann immer ich wollte. Bin ich gefallen, konnte ich noch immer lachen, manchmal lachte ich auch nur, um andere nicht zu sorgen oder zu beunruhigen, scheinbar zu überzeugend. Geht es mir schlecht, merken es nur sehr, sehr wenige Menschen, manchmal lasse ich es aber auch zu, dass es andere bemerken. Früher aber war es schon fast eine Erwartung der anderen an mich, dass ich stark blieb. War ich es auch nur einmal nicht, geriet nicht nur meine Welt in Chaos. Woher nur habe ich diese "Gabe", Unglück heraufzubeschwören ohne dass ich es will? Nicht nur für mich, sondern auch anderen gegenüber?

Es gibt Momente, in denen denke ich: "Was hat das hier noch für einen Sinn?", aber: Fragt sich das nicht jeder das eine oder andere Mal? Was ist, wenn man selbst auf einmal nicht mehr da ist? Die eigene Welt existiert für einen selbst nicht mehr, aber dadurch werden Teile der Welten um einen herum herausgerissen und man hinterlässt seine eigene Welt doch irgendwie für eine gewisse Zeit. Wie würde man sich selbst fühlen, wenn ein Teil der eigenen Welt einfach herausgerissen würde, von jetzt auf gleich?
das Leben geht weiter, es gibt viel zu entdecken, viel zu tun und viel zu bewegen, denn das Leben ist eine Reise, die uns auf eine viel größere Reise vorbereitet. Eine Reise, die niemand von uns kennt, weder die, die uns begleitet noch die, der wir begegnen werden. Da, wo wir denken, dass ein Ende naht, sollten wir auch bedenken, dass jedes Ende ein Anfang ist. Wie sonst könnten neue Dinge geschehen, wenn andere nicht enden?

Und dennoch: Auch mit dieser Auffassung, die ich jederzeit vollstens vertreten würde, ist es für mich schwierig den Schmerz, der in mir tobt, zu vergessen, weil er einfach nicht heilen kann. Es gibt Wunden, die heilen einfach nicht.

Sonntag, 5. Februar 2012

Behindert ist nicht behindert - oder doch?

Es ist und bleibt ein aktuelles Thema in meinem Leben: Meine Behinderung. So viele Anekdoten könnten erzählt werden aus all den Jahren, alle erfreulichen und alle weniger erfreulichen Ereignisse. Behinderung, dieses Thema, wird des Öfteren auftauchen, sicherlich, immerhin bestimmt sie ein wenig mein Leben und ich bestimme sie.

Jetzt bin ich so frech und behaupte, behinderte Menschen sehen die Welt nochmal ganz anders als die "unbehinderte" Bevölkerung. Teilen wir einmal grob ein: Behindert sind die, die im Rolli sitzen, denen mehr als nur ein Finger fehlt oder sonstwie "anders" sind als das gesellschaftlich angesehene "normal". Normal sind also alle Leute, die nicht anders aussehen vom Körperbau und in der Masse und unter nur wenigen Leuten nicht auffallen würden.
Stellt euch jetzt einmal vor, euch fehlen ein paar Finger von Geburt an und habt damit aber umzugehen gelernt. Euer Rücken ist auch ein bisschen krumm und ihr seid schüchtern. Dinge, für die ihr nichts könnt; es ist erblich oder vom Charakter her bedingt. Der Aufenthalt unter vielen Menschen ist euch unangenehm, da man da so schlecht den Überblick behalten kann und es ja möglich ist, dass die Leute einen anstarren oder ähnliches. Es fällt euch schwer, Smalltalk mit anderen zu führen. Jetzt begegnet ihr einigen Leuten, die auf euch zeigen mit dem Finger und angeekelt das Gesicht verziehen angesichts eurer Behinderung. Das schreien sie auch noch laut heraus und die Leute um einen herum meiden einen. Der Kommentar, dass man euch nicht zu nahe kommen soll, weil das ja ansteckend sein könnte, ist hörbar, Eltern ziehen ihre Kinder fort und sagen zu ihnen: "Komm dem Mädchen/dem Jungen bloß nicht zu nahe, sonst fallen dir die Finger auch noch ab!" Euch ist es unangenehm, dass ihr die Aufmerksamkeit auf euch und eure Behinderung gezogen habt. Es tut euch weh, dass ihr auf eure Behinderung herabgestuft werdet, dass die Leute euch genau deswegen meiden, obwohl das nichts Schlimmes ist. Würdet ihr euch mit solchen Menschen abgeben wollen? Menschen, die euch beleidigen aufgrund von eurer Behinderung? Die euch ganz tief herabstufen und euch als wertlos und nicht lebenswert betrachten? Die andere gegen euch aufhetzen?
Jetzt stellt euch noch vor, das ist die ganze Kindheit und Jugendzeit so, ihr kennt nichts anderes von den Menschen. Könntet ihr dann noch bedenkenlos Kontakt zu anderen Menschen knüpfen? Würdet ihr euch mit einer Brieffreundin treffen, die euch noch nie zuvor gesehen hat und nichts von eurer Behinderung weiß? Würdet ihr noch an Liebe glauben, dass es sie auch für euch/für Behinderte gibt, zwischen Behinderten und Nichtbehinderten? Denkt einmal gründlich nach und beantwortet euch die Frage ehrlich zu euch selbst.

Von daher denke ich, aus diesem Standpunkt, dass behinderte Menschen die Welt durchaus anders betrachten und wahrnehmen, aufmerksamer teilweise sind und auch eine ganz andere Sicht zu den Dingen haben. Freundschaft und Vertrauen sind für uns Punkte, die allerhöchste Wichtigkeit und Priorität tragen. Wenn man schon niemandem sonst trauen kann, dann wenigstens den Freunden. Man kann vertrauen, dass das, was man der Freundin / dem Freund erzählt, nicht weitergegeben wird. Wenigstens eine Konstante in so einem unkonstanten Leben.

Und nun denkt einmal darüber nach, wie euch die PID-Diskussion (Präimplantationsdiagnostik)berühren würde, wäret ihr selbst betroffen, direkt oder indirekt. Wenn IHR nämlich Kinder bekommen werdet, wird man euch später fragen: "Warum hast du / haben Sie denn nichts dagegen getan?", "Soetwas wäre doch zu verhindern möglich gewesen", "Warum haben Sie nicht einfach Kinder adoptiert?"
Meine Auffassung hierzu ist: Wir sind so, wie Gott uns geschaffen hat, mit allen vermeintlichen Makeln, die erst die Menschen selbst zu Makeln machen. Wer sagt, dass wir behindert seien? Die Gesellschaft und die besteht ja aus uns Menschen, also sind es die Menschen, die uns erst behindert machen und nicht wir selbst. Wir sind so auf die Welt gekommen, wir wurden so geschaffen. Unsere Körper mögen anders aussehen, unsere Geister sind aber die Gleichen, egal, wie wir nach außen hin scheinen. Wenn wir in genau das nun eingreifen, greifen wir in das natürliche Verfahren Mutter Naturs ein, in den natürlichen Verlauf des Lebens; alles kommt so, wie es gut ist.
Oft genug habe ich die Menschen um mich herum sagen hören: "Wenn ich das so von dir höre, dich so sehe, dann realisiere ich erstmal, wie gut ich es in meinem Leben doch eigentlich habe."
Das habe ich mir jetzt nicht so ausgedacht, das höre ich tatsächlich mehrmals jährlich. Der Mensch brauch Kontraste, damit er sich selbst besser wahrnehmen kann, damit er die Dinge wahrnimmt, realisiert, die er doch besitzt; seien es materialistische wie Geld oder Nahrung (was ja für einige selbstverständlich heutzutage ist, was es aber nicht ist!) oder unmaterialistische wie Gesundheit, Treue und Vertrauen.

Keineswegs wollte ich hier als Moralapostel und dergleichen darstehen, ich wollte einfach einen Versuch wagen, euch einen Einblick in eine Perspektive, eine Situation zu geben, die manchen schlicht und einfach nicht bewusst ist.

Ziemlich beste Freunde

Mein Freund und ich waren heute in diesem Film und fanden ihn einfach großartig. Wir waren fasziniert.
In diesem Film geht es um einen querschnittgelähmten, reichen und adligen Mann, der einen neuen Pfleger sucht, da er vom Hals an abwärts gelähmt ist. Viele Bewerber kommen an diesem Tag, alle schniek angezogen; bis auf Driss. Er kommt nur, um einen Stempel für seine Arbeitslosenunterstützung zu erhalten; den er zunächst aber nicht bekommt. Phillipe, neugierig auf den vorlauten Mann aus der Vorstadt geworden, beginnt die Wette mit ihm, dass er es keine zwei Wochen aushalten würde.
Mit dieser Wette beginnt eine Geschichte wie nur das Leben sie schreiben kann.
Driss, gerade aus dem Gefängnis entlassen und von Zuhause rausgeworfen, begegnet Phllipe, der ein recht sorgloses Leben führen konnte.
Phillipe findet in Driss einen passenden Weggefährten, der ihm beibringt, dass es nicht immer Rücksicht oder Mitleid gegenüber behinderten Menschen bedarf, egal, wie schwerwiegend diese auch ist.

Bei allen Filmen, selbst bei den Harry Potter Filmen, sind die Leute immer direkt zu Beginn des Abspanns aufgestanden, haben laut geplaudert und waren meist vor der Hälfte des Abspanns bereits alle draußen; nicht bei diesem Film, das war bemerkenswert! Der Abspann begann und alle blieben sitzen, kein Mucks war zu hören, nicht mal ein Seufzen. Etwa zwei Minuten nach Beginn des Abspanns sind die ersten aufgestanden und andere folgten, still und leise, nur vereinzelte, leise Gespräche konnte man vernehmen. Kaum zu glauben! Spätestens jetzt verstand ich umso besser, warum es so schwer war, Karten für diesen Film zu bekommen. Als ich mir den Infotext zu diesem Film durchgelesen hatte, hatte ich so meine gewissen Zweifel, ob da überhaupt jemand in diesen Film gehen würde, wer will denn schon einen Film sehen, in dem es um einen Behinderten geht (ganz nach diesem Motto)? Als er bereits in der zweiten und dritten Woche war, konnte ich meinen Augen nicht trauen: Sämtliche Veranstaltungen waren ausverkauft. In dieser Woche war er bereits die fünfte Woche in den Kinos und noch immer im größten Kinosaal am laufen; paralell dazu noch in einem anderen.
Während die Geschehnisse ihren Lauf nahmen, konnten wir kaum aufhören zu lachen und an den besonderen Stellen kamen wir auch nicht umhin mitzufühlen. Man kann viel und nichts über diesen Film sagen, außer, dass er einfach großartig und alle mal sehenswert ist. Nicht zuletzt, weil er für mich auch einen persönlichen Hintergrund hat. Es wurde gezeigt, dass Behinderte nicht zwangsläufig auch dumm oder gleichzeitig geistig behindert sein müssen, wie es doch sehr oft vorkommt, nicht zuletzt der Medien wegen.
Für mich gab es sowas wie einen Aha-Effekt, er hat mir geholfen zu verstehen, wie mein Freund mich sieht: Eben so, wie ich bin, WER ich bin, innen drin. Die Behinderung ist da nur nebensächlich, man vergisst sie, wenn man die Person neben sich hat, die man liebt und wenn man einfach die Person an sich selbst liebt. Auch wenn er es mir immer und immer wieder erklärt hat, ich habe es nicht verstanden. Wie auch? Mein Leben lang habe ich mitbekommen, dass man behinderte Menschen nicht lieben kann und wer will später mal schon freiwillig behinderte Kinder bekommen? Diese ganze PID-Geschichte hat das Ganze nicht unbedingt gefördert ... Doch nun denke ich, habe ich eine Ahnung, ein Wissen davon, warum mein Freund mich noch immer liebt und an meiner Seite bleibt. Gedanken, wie zum Beispiel, dass ich nicht liebenswert sei, abstoßend, etc. finden vielleicht endlich ein Ende, sind womöglich ihren Weg zuende gegangen, nachdem sie so lange meine stetigen Begleiter waren; zumindest in diesem Punkt. Die nächste große Herausforderung wartet allerdings auch schon auf mich: Eine Tandempartnerin für Japanisch! Dieses Mal wurde sie nicht wirklich vermittelt, nein, ich bin selbst auf sie zugegangen, als sie uns vorgestellt wurde. Meine Güte, ich bin innerlich tausend Tode gestorben! Es fällt mir nachwievor so schwer, mit anderen Menschen zu kommunizieren, auch wenn ich es durchaus kann! Was das Berufliche angeht, so habe ich das ganz und gar drauf, ich habe keine Hemmungen, nichts; geht es aber ums Persönliche, darum, Freunde zu machen ... Da sitzt meine Vergangenheit einfach noch viel zu tief. Durch mein Studium der Chinastudien habe ich zwar gelernt, dass es durchaus Leute in meinem Alter gibt, denen das absolut nichts ausmacht und allesamt nett zu mir sein können und dass sie mit einem reden, wenn man sie einfach so anspricht, aber das muss wohl noch etwas weiter durchsickern bei mir ...
So oder so, ich bin sehr froh, dass ich mir diesen Film angesehen habe, vor allem aber mit meinem Freund, hat er mir doch die Augen geöffnet, dass behinderte Menschen geliebt werden können; oder, um es genauer auszudrücken: Dass ICH auch geliebt werden kann, TROTZ meiner Behinderung; bei anderen hatte ich mysteriöserweise nie meine Zweifel.
So beende ich meinen Beitrag heute mit folgender Nachricht an meine bescheidene Leserschaft:
Seid euch gewiss, auch ihr werdet geliebt und werdet jemanden finden, der zu euch passt. Sucht nicht nach ihm/ihr, sondern lasst der Zeit und dem Leben freie Hand. Für euch wird gesorgt, genau dann, wenn ihr es am wenigsten erwartet!