Dienstag, 11. August 2009

Tage wie diese

Heute ist wieder einer dieser Tage, die nicht vergehen wollen, im Schneckentempo voranschreiten. Man schaut auf die Uhr, hat das Gefühl, es seien schon Stunden vorbei, dabei sind es nur 10 Minuten.
Wieder so ein tag, wo ich so viel Zeit zum Nachdenken habe; viel zu viel Zeit.
Dann denke ich wieder darüber nach, wie vieles doch schief gelaufen ist in meinem Leben, wie gestört das Verhältnis zu meiner Mutter ist und was für eine kaputte Familie ich doch eigentlich habe; so bemitleidenswert.
Meine Mutter, ja, versoffen wie eh und je, weigert sich nach wie vor mir zu sagen, wer mein Vater ist, aber das wird sich hoffentlich bald ändern. Es gibt da so ein Amt beim Jugendamt oder so, die können das erzwingen, glaube ich.

Derzeit brauch ich das aber auch nicht. Ich bin mal wieder krank mit meiner chronischen Darmentzündung, das ist so lästig. Jeder Stress, jeder Ärger schlägt mir da doppelt und dreifach auf den Magen, ich renne ständig zur Toilette und wenn man dann auch noch Druck bekommt, weil man krank ist, wird man natürlich noch schneller gesund. Mir tuts gut zuhause zu sein, auch wenn ich nichts machen kann.
Eigentlich will ich ja schon raus, aber ich kann einfach nicht. Ich bin zu schwach, essen geht auch kaum, wird mir nur übel von und bekomme Magenkrämpfe.
Dank der Krankheit und der Antibiotika kann ich nicht mal an meinem Roman weiterschreiben; mir fehlen Antrieb und Lust. Normalerweise kann ich es kaum erwarten nach Hause zu kommen und los zu schreiben, aber seit ein paar Wochen...
es hatte sich angebahnt. Lustlos, antriebslos ... mürrisch. Habe es darauf geschoben, dass ich meine Tage bekäme, wahrhaben wollt ich es scheinbar nicht. Meine Betreuerin hat es aber immerhin gemerkt. Ab und an bin ich dann schon erstaunt, wie feinfühlig und aufmerksam die ist, oftmals ist da ein gegenteiliger Eindruck.

Zurück zu meiner Mutter:
Eigentlich will ich mir diesen Frust nicht antun und es schon wieder hochholen, aber so habe ich das Gefühl, dass es mir hilft. Vor Jahren musste ich mal zu einer Kinder- und Jugendpsychologin oder wie die hieß, ich mochte sie überhaupt nicht. Egal, was ich über meine Mutter erzählen wollte, hat sie abgeblockt und gesagt, es seien alles Lügen. Deswegen mochte ich sie noch viel weniger. Sie dachte, sie hätte die Weisheit mit Löffeln gefressen und wüsste alles über mich durch Erzählungen meiner Erzieher und Pädagogen aus der Wohngruppe. Meine Sorgen habe ich da nicht loswerden können; und später auch wollen. Ich sollte da nur hingehen, um mir ihre Parolen anhören zu können, meine Vergangenheit ist dadurch allerdings nicht besser geworden; eher schlimmer. Es war, als ob sie mir den Eindruck vermitteln wolle:
Du bist behindert. (was ich ja auch bin, daran lässt sich leider nun auch nichts mehr machen Dank meiner trunksüchtigen, verantwortungslosen Mutter)
Du bist weniger wert.
Niemand mag dich.
Du wirst nie einen Freund bekommen.
Du kannst nur lügen.
Es wird dir sowieso nie jemand glauben (heißt das, ich habe einen Freifahrtsschein zum Lügen jetzt?).
Versuche gar nicht erst, beruflichen erfolg zu erzielen, Behinderte will niemand.

Klar, nur weil ich eine begradigte Skoliose, Spaltfüße und "verkrüppelte" und "mißgestaltete" Hände auf Grund eines "Geburtsfehlers" habe, werde ich nie im Leben glücklich werden können. Nur wegen meiner Behinderung, nein, halt, wegen der begrenzten Intelligenz mener ehemaligen Mitschüler in der Realschule, habe ich dann auch noch meine chronische Darmkrankheit bekommen, weil die mich dermaßen diskriminiert und gemoppt haben, dass sie dadurch enstanden ist.
Klar, ich entfalle dafür öfters im Betrieb, aber dafür mache ich das, was mir zugeteilt wird, verantwortungsbewusst und gewissenhaft. Auch wenn niemand das einer Behinderten zutraut. Insofern habe ich Glück mit meiner Arbeitsstelle. Ich gehe gerne dorthin, obwohl ich am Empfang sitzen muss, was ich mittlerweile echt Leid bin. Eigentlich sollte ich den Großteil in der Verwaltung verbringen, aber da sie niemanden für den Empfang hatten *seufz*. Naja, immerhin müssen sie mich nicht bezahlen, das macht die Arbeitsagentur. Ich bekomme weniger Geld für meine Ausbildung, nur weil ich behindert bin und an einer "Fördermaßnahme" teilnehmen muss, wo ich behandelt werde, als ob ich doof sei. Klar, deswegen habe ich auch mein Abi gemacht, weil ich zu doof für sowas bin. Hey, ich wohne alleine, muss Miete zahlen, Kleidung, essen, Telefon, Internet, mein Behindertenticket...und will in meiner Freizeit auch ein bisschen Spaß haben. Ich muss zu einem Nachhilfeunterricht, den ich nicht brauche, ich darf immer mein Berichtsheft vorzeigen einmal im Monat, welches ich sorgsam führe. Leute bezeichnen mich als aufgewecktes, intelligentes Mädchen, was es zu was bringen kann; klar, ich brauche Förderung, weil ich sonst nicht in meinem Leben klar kommen würde. Was ist das für eine Gerechtigkeit in dieser Welt? Es gibt weiß Gott viele Menschen, die es nötiger haben als ich.

Ich mache jetzt für Jetzt Schluss, nachher vielleicht noch was, erstmal muss ich los für die Postkartenaktion aus unserem Forum was kaufen.

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